Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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Deutschlands macht, das sind die herrlichen Alleen und die 
reizenden Parkanlägen des Hofgartens, welche die Stadt zum 
Teil in einen blühenden Garten verwandeln, weshalb man sie 
nicht mit Unrecht geradezu eine „Gartenstadt“ genannt hat. 
Schön ist es dort an einem Frühlingsmorgen, wenn die holden 
Sänger aus voller Kehle ihr Morgenlied anstimmen. Tausende 
von Singvögeln haben sich diese Pflanzungen zu ihrem Lieb⸗ 
lingsaufenthalte gewählt und tragen dazu bei, das schöne 
Düsseldorf mit seinem lieblichen Hofgarten zu einei der reizend— 
sten Wohnsitze an den Ufern des vaterländischen Rheinstromes 
zu erheben. 
259. Vom Lurfürsten Johann Vilhelm. 
Montanus.) 
Der Kurfürst Johann Wilhelm, dessen prachtvolles Erz 
bild auf dem Markte zu Dusseldorf steht, hatte sich einmal 
auf der Jagd im Königsforste zu Bensberg verirrt und wulste 
sich nicht mehr zureeht zu finden. Er ging viele dtun- 
den lang bis über Mittag und wurde nun bei der Anstren- 
gung gewahr, vie der Hunger thut. Der ist bei so vor- 
nehmen Leuten ein höchst seltener Gast. Er hatte ihn wohbl 
zum ersten Male kennen gelernt. Und doch mubste er noch 
bergauf, bergab in dem grossen Walde gehen, ehe er an ein 
Haus äLam. Da sank er vor Ermüdung zusammen und bat 
um Kost. Es war ein Bauernhaus, und es varen dort Speck 
und Prbsen gekocht, die des Bauern PFrau dem LKurfürsten 
vorsetzte, in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder 
Jägersmann. Das Speck- und PErbsengericht und das Hafer- 
brot der Bauern aber schmeckte ibhm so wobl, wie ihm noch 
nie eine Speiss gemundet hatte, und als er nach Dusseldorf 
zurüekgekehrt var und ihm die leckeren Speisen der Kur- 
fürstentafel nicht schmecken wollten, da befabl er, Speck und 
Prbsen zu kochen, denn das sei das Köstlichste Essen von der 
Welt. Aber wie der Kunstkoch es auch anrichten wollte, der 
Lurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser gegessen, 
und ein Eilbote mubbte hinausreiten nach Schwiegelshohn und 
die Bäuerin bestellen, die von Bensberg im landesherrlichen 
Wagen nach Dusseldorf abgeholt wurde, auf dass sie die Lieb- 
lingskosß dem LKurfürsten so sehmackhaft zubereiten sollte, 
wie er sie in ihrem Hause genossen hatte. Much mulste sie 
auf seinen Befehl ein Bauernbrot mitbringen. Aber was die 
gute FPrau ihm kochte, und das Haferbrot, das sie mitge- 
hracht hatte, wollte ihm eben wvenig schmecken, weil ihm die
	        
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