Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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auch durch den Sauerstoff des Eisensteins, und das Eisen wird 
flüssig an der tiefflen Stelle des Ofens ausgeschieden, geschüßt 
gegen Verbrennung und Verunreinigung durch eine darauf 
schwimmende, glasähnlich geschmolzene Schlacke. 
Das fließende Eisen ist im stande, alle Formen, die man ihm 
darbietet, auszufüllen und Gefäße von denselben Gestalten zu 
bilden, wie der Töpfer sie aus Thon der verschiedensten 
oder der Glasbläser sie aus Glas zu bilden pflegt; allein wenn 
es kalt geworden, ist es hart und spröde und zu Werkzeugen 
meistens nicht brauchbarn Die Ursache der Härte und Sprbdig 
keit ist zugleich die Ursache der Leichtflüssigkeit und besteht darin, 
daß das Eisen eine große Menge Kohle aufgenommen hat. Dies 
versteht nun der iee ede durch die verschiedenartigsten 
Vorgänge, bei denen er einen Teil der Kohle im Eisen ver— 
brennt, trefflich zu beseitigen und so aus dem harten und spröden 
Gußeisen den noch härteren, aber zähen und elastischen Stahl 
und das weiche und zaähe Schmiedeeisen zu machen, welche beie 
vor allen andern gewöhnlichen Melallen den unschätzbaren Vor⸗ 
zug voraus haben, daß man sie schweißen, das heißt, im glühen⸗ 
den Zustande die getrennten Stücke durch Hämmern mit einander 
vereinigen kann, wie zwei weiche Stücke Wachs mit einanden 
zusammengeknetet werden. 
Es ist unmöglich, alle Vorteile zu schildern, welche das 
Menschengeschlecht aus diesem Metalle gezogen hat, ebenso wie 
unmöglich ist, alle die Kunstgriffe zu berichten, deren sich 
Hunderte von verschiedenen bei der Verarbeitung dieset 
köstlichen Gabe Golles bedienen. An ihm bewährt sich überall, 
auch in den kleinsten Verhältnissen, der Geist des Menschen 
durch die von Gott ihm eingepflanzte Erfindungsgabe, durch die 
Ausdauer des Fleißes und den guten Willen in Aneiguung 
dessen, was andere vor ihm erfanden; an diesem Stoffe, mehr 
als an jedem anderen, beweist jedes Alter seine Tüchtigkeit; aber 
auch in keinem anderen Lebenskreise gilt so sehr das inhaltreiche 
Wort des Dichters: 
Wer soll Meister sein? Wer was ersann! 
Wer — Geselle sein? Wer was kaun! 
Wer soll Lehrling sein? Jedermann! 
409. Das Gold. 
raß und Landois.) 
Gold! ist von jeher das Losungswort der habgierigen 
Menschen gewesen. Vom Goldfieber er riffen, verläßt der Maͤnn 
Haus und Hof, um in fern entlegenen unter den
	        
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