122
83. Von den Getränken.
Das beste und einfachste aller Getränke ist das Quell—
wasser. Das Regenwasser kann zwar auch getrunken werden,
ist Ser bei weitem nicht so erfrischend als das Quellwasser,
welches in der Erde abgekühlt und mit Kohlensäure versetzt
wird, die ihm den erfrischenden Beigeschmack gibt. Wasser
ersetzt alle Getränke und diese sind alle nur trinkbar und
durststillend, weil sie Wasser enthalten.
Und doch ist es merkwürdig, daß es kaum ein Volk
welches sich mit dieser köstlichen Gottesgabe, dem Wasser,
egnüet.
Her Wein ist außer dem Wasser vielleicht das einzige
Geträs dessen mäßiger Genuß dem Menschen zuträglich ist
und das auch für Schwache und Kranke ein Labsal abgibt.
Deswegen galt auch der Wein schon in den ältesten Zeiten
für ein köstliches Getränk und die ursprünglich in Armenien
einheimische Rebe ist nun überall, wo das Klima ihr Gedeihen
zuläßt, angebaut; sie gedeiht am besten zwischen dem 20
und 50. Breitengrad
Fast alle Volker bereiten sich noch berauschende Getränke.
Die größten Verwüstungen unter allen richtet der Brannt—
wein an. In Nordamerika wurden durch denselben ganze
Völkerstämme ausgerottet. Die Kamtschadalen und andere
Bewohner Sibiriens bereiten ein berauschendes Getränk aus
dem Fliegenschwamme; Obstwein und Bier werden besonders
in Deutschland und England getrunken; in Polen macht man
aus Honig ein Getränk, aus den Wacholderbeeren in Schwe—
den; Palmenwein trinken die Indier und Afrikaner; aus
Reis bereitet man in China Bier, aus Mais in Amerika;
Bier durch Gärung mehliger Samen zu bereiten, ist ein sehr
altes Verfahren, welches wahrscheinlich in Ägypten zuerst
beobachtet wurde, wo der Mangel an gutem Trinkwasser
darauf führte. Die alten Spanier, Schweden, Dänen, Deut—
schen und Engländer sowie die Gallier bedienten sich zur
Bereitung des Bieres vorzüglich der Gerste.
Gut gegorenes, nicht zu en Bier, mäßig genossen,
ist kühlend und magenstärkend.
Die destillierten Getränke schaden um so mehr, je feiner
und zusammengesetzter sie sind. Die verschiedenen Arten von
Aufguͤssen und Aufkochungen aromatischer Blumen und Blätter
oder Samen sind jetzt häufig im Gebrauch und haben sich in