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Der Kurfürst Adolf von Nassau, der damals Mainz
inne hatte, suchte die Verbreitung der neuen Kunst zu ver⸗
hindern und wollte den Vorteil von derselben allein der
Stadt Mainz erhalten. Dasselbe taten auch Fust und
Schöffer, die ihre Gesellen hinter Schloß und Riegel arbeiten
ließen und zur strengsten Verschwiegenheit anhielten. Da
aber der Kurfürst nur mit Mühe die Stadt Mainz behaupten
konnte, so geschah es, daß bei einem Gefechte das Haus
des Fust in Brand geriet und mehrere seiner Gesellen ent⸗
flohen. Diese verbreiteten die Kunst, die „schwarze“ Kunst,
wie die Mönche sie nannten, weiter. Bald gab es auch in
Bamberg, Nürnberg, Augsburg und anderen Städten Leute,
die das Geheimnis kannten.
Der Kurfürst von Mainz nahm Gutenberg 1464 unter
die Ritter seines Hofes auf und somit war wenigstens für
Unterhalt des viel Verfolgten gesorgt. Gutenberg starb arm
und kinderlos, wahrscheinlich 1167. In der Kirche der Fran—
ziskaner zu Mainz soll er begraben sein. Seit 1831 er—
nnert ein Denkmal in Mainz an diesen tiefsinnigen, uneigen—
nützigen Mann, dem die Welt eine der großartigsten Er—
findungen verdankt.
Giernatzky)
87. Der Bauernkrieg. (1324 1526.)
Am Bodensee in Schwaben, wo man schon lange auf
die freien Bauern in der benachbarten Schweiz mit Neid
hinübersah, brach 1524 ein Bauernaufstand aus, der sich
aͤuch bald über Franken und Thüringen ausbreitete und
einen großen Teil unseres Vaterlandes in ein Totenfeld ver—
wandelte. Wohin die Aufständischen kamen, steckten sie Klöster
ind die Schlösser der Adeligen in Brand und mancher Priester
und Edelmann wurde ein Opfer ihrer Wut. In Weinsberg
nahmen sie einen Grafen nebst 10 Rittern gefangen und
lrieben sie wider die vorgehaltenen Spieße, daß sie umkamen.
Ein Pfeifer spielte lustig dazu auf. Sie nötigten auch den
Ritter Gotz von Berlichingen, ihr Führer zu werden, und er
willigte auf 4 Wochen ein.
Die Bauern in Franken sammelten sich im Tauber—
tale, zogen dann ins Maintal und schlugen bei Heidings—
feld ein Lager. Sie besetzten Würzburg; die Festung be—
rannten sie aber vergeblich.
Lesebuch für Oberklassen.*
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