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Sio Ihren kranken Mann und Ihre Rinder damitl«
Und zu Gellert sagte er: »Ich sehe, Sie können nicht
nur schön schreiben, sondern auch schön handeln!
Um aber mein Unrecht einigermasssen wieder gut zu
machen, so erlauben Sie mir, dass ich Sie zu der
armen Familié begleitol Sie sollen mieh auch von
einer anderen Seité kennen lernen.«
Mit Freuden nahm dies Gellert an. Beide fanden
die FPamilie im tiefsten PDlende. Gellert übernahm es,
ihr ärztliche Hilke zu verschaffen, und der Kaufmann
sorgte für allo übrigen Bedürfnisss Von nun an
ging der Familié ein neues Leben auf und der Kauf-
mann, auf dessen Herz Gellerts Wort und Beispiel
so verbessernd gewirkt, lielss es bei dieser Wobltat
nicht bewenden; er nahm den ältesten Sohn in seine
Dienste, zahlte für die übrigen Kinder das Schulgeld
und erwies sich als unermüdeter Wobltäter derselben.
(WVFilh. òôrtel v. Horn.)
114. Maximilian III. Joseph von Bayern.
(1745 11777)
Auf Karl Albrecht folgte im Jahre 1745 Kurfürst Maxi—
milian III. Joseph.
Nach Kräften war der edle Fürst bemüht die Wunden
zu heilen, die der Osterreichische Erbfolgekrieg seinem Lande
geschlagen. Vor allem strebte er nach möglichster Sparsam—
keit im Hof und Staatshaushalte. Um dem Volke die
Lasten zu erleichtern, wurde der Hofstaat und das Militär
vermindert und aller Prunk abgeschafft.
Ein Hauptaugenmerk richtete der ebenso einsichtsvolle
als wohlwollende Fürst auf die Hebung der Landwirtschaft
und der Gewerbe, des Handels und Verkehrs sowie auf
die Förderung der geistigen Wohlfahrt der Bevölkerung.
Zunaͤchst suchle er durch seinen früheren Erzieher Ickstadt
die Universität Ingolstadt zu heben. Mit Wärme unterstützte
die Regierung die Bestrebungen zur Hebung des Volksschul—
wesens, wobei sich der Stiftskanonikus Heinrich Braun große
Verdienste erwarb. Realschulen wurden errichtet, den Gym—
nasien eingehende Sorgfalt gewidmet und die Güter des 1773
aufgehobenen Jesuitenordens den Bildungszwecken zugewendet
Im Jahre 1759 entstand durch die Bemühung der Räte