Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen des Regierungsbezirks Oberpfalz

grüsen. Rosig, wie das Antlitz eines blühenden Kindes 
ergla der Himmel; sein Auge wird klar und ein Strah 
seines ichtes dringt in die Tiefen, daß die Schatten weichen 
und die Nebel fliehen. Die Morgensonne tritt hervor aus 
goldumsäumter Wolke; glührote Pfeile zucken auf und nieder 
und wecken Tauesblitze, wenn sie dahinfahren durch duftige 
Wiesen. Dann erhebt sich das Gras; die Blumen richten 
sich empor und schauen mit Dankestränen im Auge ins 
holde Sonnenangesicht. Jetzt ist die ganze Schöpfung wach; 
uͤur der Mensch ruht noch in den Armen des Schlummers. 
Endlich öffnet sich hier ein Fenster, dort eine Tür — die 
Morgenglocke hallt durchs Dörflein; ein Ruf nach oben und 
der Veter faltet die Hände und sein Mund stammelt: 
Gott, du bist die Liebe! 
Geinr. Stahl.) 
20. Morgengebet. 
ist die finstre Nacht; 
Die Lerche schlägt; der Tag erwacht; 
Die Sonne kommt mit Prangen 
Am Himmel aufgegangen. 
Sie scheint in Königs Prunkgemach; 
Sie scheinet durch des Bettlers Dach, 
Und was in Nacht verborgen war, 
Das macht sie kund und offenbar. 
Lob sei bem Herrn und Dank gebracht, 
Der über diesem Haus gewacht 
Mit seinen heil'gen Scharen, 
Uns gnädig zu bewahren! 
Wohl mancher schloß die Augen schwer 
Und öffnet sie dem Licht nicht mehr; 
Drum freue sich, wer neubelebt 
Den frischen Blick zur Sonn' erhebt! 
Friedr. v. Schiller) 
21. Vom Andank der Kinder. 
Es ist recht und wohl gesagt von alten, weisen Leuten: 
„Gott, den Eltern und Lehrern kann man nimmer genugsam 
bergellen.“ Leider wird aber gar oft das Sprichwort wahr, 
daß „ein Vater leichter kann sechs Kinder ernähren denn sechs 
Kinder einen Vater“. So sagt man ein Exempel von einem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.