Full text: [Teil 3 = Klasse 7 (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = Klasse 7 (4. Schuljahr), [Schülerband])

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war eine Kufe mit eingestampften Rüben und weißem Kohl, und 
auch diese stritten schon mit der Verwesung, weil sie nur wenig 
gesalzen waren. Die Geißen erhielten ihren Anteil roh, wie er 
aus der Kufe kam; die Portionen für sich und ihren Knaben 
kochte die Witwe und salzte sie oft mit ihren bitteren Kummer¬ 
tränen. Denn es war damals unter ihrem Dache wie in der Hütte 
der Witwe von Zarpath, als sie dem Propheten antwortete: 
„So wahr der Herr, dein Gott, lebet, ich habe nichts Gebackenes, 
ohne eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Kruge. 
Und siehe, ich habe Holz aufgelesen und gehe hinein und will 
mir und meinem Sohne zurichten, daß wir essen und sterben." 
2. 
Der Knabe liebte seine Mutter und bewies seine Liebe am 
meisten dadurch, daß er nie über seinen Hunger klagte, sondern 
geduldig von einer Mahlzeit aus die andere wartete und über¬ 
haupt alles vermied und verbarg, was ihr das Herz noch schwerer 
machen konnte. Aber fast die ganze andere Hälfte seines Herzens 
war den Ziegen zugewandt, und es wollte ihm brechen, wenn er 
sah, wie sie, von Hunger getrieben, an der Kufe hinaufsprangen 
und vergebens Hals und Zunge streckten, um die Neigen darin 
zu erreichen. Hätten sie von seinen schönen Worten und Ver¬ 
tröstungen auf den nahen Frühling satt werden können, dann 
hätten sie mehr als genug gehabt. Aber so wurden sie immer 
magerer, und der Knabe entschloß sich endlich, für sie zu tun, 
was er noch nicht einmal für seine Mutter getan hatte. 
Zn Solenhofen war ein Benediktinerkloster. An dessen 
Pforte klopfte der Knabe mit dem schweren, eisernen Klöpfel, 
der daran hing, und antwortete dem Bruder Pförtner, der nach 
seinem Begehren fragte, er müsse mit dem Abt selbst reden. Er 
wurde vor diesen ehrwürdigen Diener Gottes geführt, küßte ihm 
die Hand und bat, er möchte ihm doch nur erlauben, das Heu 
aufzulesen, das die Klosterkühe unter den Barren und unter die 
Streu würfen; denn seine zwei Ziegen wären am Verhungern. 
Den Abt überraschte anfangs die Bitte, deren Gewährung gar 
leicht mißbraucht oder wenigstens zu einer großen Versuchung 
werden konnte. Aber bald überzeugte er sich, mit was für einer 
aufrichtigen und redlichen Seele er es zu tun habe. Er fragte
	        
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