Full text: Geschichte des preußischen Staates

König Wilhelm I., der Siegreiche. 119 
Im Jahre 1810 verlor Prinz Wilhelm seine heißgeliebte 
Mutter. 
Beim Beginn des großen Befreiungskrieges wollte auch der 
Prinz Wilhelm mitziehen ins Feld. Weil er jedoch zu schwächlich 
war, durste er anfangs nicht' teilnehmen. Als er aber das Schlacht¬ 
feld von Leipzig besuchte und von den Heldenthaten der Freiheits¬ 
kämpfer hörte, da hielt den 16 jährigen Jüngling nichts mehr zurück. 
Er trat in das Heer und focht an der Seite seines Vaters mutig 
gegeu die Frauzoseu. 
In der Schlacht bei Bar sur Aube zeigte sich ein russisches Regiment 
besonders tapfer. König Friedrich Wilhelm gab den Besehl, nachzusehen, 
welche Truppen dort so mutig kämpften. Sofort sprengte Prinz Wilhelm 
durch den dichten Kugelregen, erkundigte sich nach dem Namen des Regi¬ 
ments, zählte uubesaugen die Verwundeten und brachte dann dem Vater 
den Bericht: „Es ist das russische Regiment Kaluja." Der König schmückte 
die Brust des unerschrockenen Sohnes mit dem eisernen Kreuze, der Kaiser 
von Rußland verlieh ihm den St. Georgsorden. 
Am 11. Juni 1829 vermählte sich Prinz Wilhelm mit Auguste 
von Sachsen-Weimar (geboren am 30. September 1811). Am 
18. Oktober 1831 wurde dem hohen Paare ein Sohn, der nach¬ 
malige Kaiser Friedrich III., geboren und sieben Jahre später eine 
Tochter Luise, die jetzige Gemahlin des Großherzogs von Baden. 
Im Jahre 1857 wurde er Stellvertreter seines erkrankten Bruders 
Friedrich Wilhelms IV. und ein Jahr später Regent des Landes mit 
dem Titel Prinz-Regent. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV. 
bestieg er dann am 2. Januar 1861 den Thron als Wilhelm I. 
Er beschloß, statt der Erbhuldigung, die sonst die Könige Preußens 
iu Empfang genommen, die feierliche Krönung zu erneuern, wie sie 
Friedrich I. vorgenommen. Als Tag der Feier wurde der 18. Oktober, 
der Gedenktag des Sieges bei Leipzig und der Geburt des Kron¬ 
prinzen, angeordnet. An demselben Tage setzte der König sich und 
seiner Gemahlin in der Schloßkirche zu Königsberg die Krone aus. 
Bei Gelegenheit dieser Feier erneuerte er das Versprechen, das er 
schon als Prinz-Regent gegeben hatte, das Wohl des Landes im 
Innern und nach außen hin kräftigst zu fördern. Das äußere Wohl 
des Landes beruhte vorzugsweise aus der Sicherung seiner Macht¬ 
stellung, und zu diesem Zwecke schien dem Könige eine völlige Um¬ 
gestaltung des Heeres notwendig. Dieselbe war schon von ihm be¬ 
gonnen worden, als er noch Prinz-Regent war, und wurde nach seiner 
Thronbesteigung vollendet. 
5. Teilnahme 
am Befrei¬ 
ungskriege. 
(j. Lohn des 
Mures. 
7. Leine93er- 
mählung 
11. Jnni 
1829. 
30. Septem¬ 
ber 1811. 
18. Oktober 
1831. 
8. Prinz Wil¬ 
helm wird 
Prinz Regent 
1857. 
9. Thronbe¬ 
steigung 
2. Januar 
1861. 
10. Die Krö¬ 
nung in 
Königsberg 
18. Oktober.
	        
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