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IV. Aus der Tiefe, der
behaartes Fell gab, ist ein sicheres Zeichen seiner Niedrigkeit; denn sie
wußte, daß er niemals imstande sein würde, sich eine künstliche Bekleidung
anzuschaffen.
Der Schimpanse ist, was die äußere Form betrifft, das menschen¬
ähnlichste aller Tiere, steht aber an Klugheit hinter dem Orang-Utan
zurück. Er wird ungefähr 160 Zentimeter hoch; doch erscheint er kleiner,
iveil er sich niemals gerade aufrichtet. Das Fell ist mit schwarzen
.Haaren bedeckt und schwärzlich das nackte Gesicht. Seine Stirn ist
schmal und niedrig, seine Nase platt, sein Kiefer vorspringend, sein
Mund und seine Ohren groß, sein ganzes Aussehen ausnehmend häßlich;
doch ist er gutmütiger Natur und schließt sich in der Gefangenschaft
dem Menschen freundlich an. Er bewohnt die dichten Wälder an der
Westküste von Afrika, namentlich am Flusse Gabon.
Mehr im Innern von Nieder-Guinea hält sich der Gorilla auf,
den man erst seit einigen Jahren genauer kennt. Er ist größer und
breitschulteriger als der Schimpanse und kann die Kopfhaut willkürlich
vor- und rückwärts schieben. Wer zum ersten Male dieses greulich-menschen¬
ähnliche Tier erblickt, das mit großer Körperkraft ein wildes, boshaftes
Gemüt vereinigt, kann sich der Furcht nicht erwehren. Auch die
eingeborenen Afrikaner fürchten den Gorilla sehr, da er niemals vor
dem Menschen fliehen sondern stets der angreifende Teil sein soll.
Begegnet man ihm im Walde, so stößt er sogleich ein schreckliches Geheul
aus. Sein ungeheures Maul öffnet sich weit bei jedem Atemzuge und
läßt das furchtbare Gebiß erblicken. Die Kopfhaut und die buschigen
Augenbrauen ziehen sich drohend zusammen, wodurch sein Gesicht einen
Ausdruck von unglaublicher Wildheit erhält.
Tief verborgen in den sumpfigen Forsten von Sumatra und Borneo,
deren dichtes Laub der Sonnenstrahl nur selten durchbricht, lebt der
Orang-Utan. Seine Gestalt ist weniger menschenähnlich als die des
Schimpansen; denn seine Hinterglieder sind kürzer und seine Arme so
lang, daß sie bis zu den Fußknöcheln reichen. Der Körper ist mit
rostbraunen Haaren bedeckt. Bon der Munterkeit der übrigen Affen ist
wenig an ihm zu merken. Er liebt eine träge Ruhe, sogar im Zustande
der Freiheit, und nur das Bedürfnis nach Nahrung scheint ihn aus
seiner gewöhnlichen Faulheit zu wecken. Ist er gesättigt, so nimmt er
sogleich seine Lieblingsstellung wieder ein: mit gekrümmtem Rücken
sitzend, den Kopf auf die Brust geneigt, den Blick starr nach unten ge¬
richtet, von Zeit zu Zeit schwermütig brummend. Wenn er Nahrung
sucht, sieht inan ihn während des Tages bedächtig in den Kronen der
Bäume umherklettern. Wird er von Menschen verfolgt, so verbirgt er
sich hinter dicken Ästen oder flüchtet weiter in die Höhe von Baum zu