168
Und nächtlich,wenn im tiefenSchlaf Doch wenn erbleicht des Mondes
Still ruhen Wald und Tal, Wenn kühler weht die Luft, fSchein,
Sieht man die Heldengeister wohl Versinken vor des Tages Nah'n
Im bleichen Mondenstrahl. Die Geister in die Gruft.
Die alten Niesenbildcr steh'n UndindcmVolkvonMundzuMund
Am schroffen Felscnrand Die dunkle Sage geht,
Und schauen ernst und schweigend Daß einst in ihrer alten Kraft
Hernieder auf das Land, slang' Die Heldenschar ersteht.
Wenn seinem Untergange nah'
In höchster Not das Land,
Dann steh'n sie auf und schützen dich,
Du deutsches Vaterland! 1
Fkrrand.
19. Vom Kochersberg.
Wer von Straßburg aus auf dem nächsten Weg nach Zabern
reist, der kommt an dem Kochersberg vorüber. Nach diesem Berge
wird auch die ganze Landschaft im westlichen Teile des Landkreises
Straßburg der Kochersberg genannt.
Alle Ortschaften des Kochersberges zeigen in der Bauart der
Häuser und in Sitte und Sprache der Bewohner viel Verwandtes.
Die Häuser haben meist große Einfahrtstore, über denen nicht
selten ein frommer, sinniger Spruch und der Name des Erbauers
oder Besitzers steht. Das Leben der Bewohner in den Dörfern am
Kochersberge bietet viel Eigentümliches dar. Wenn die Glocke zum
Mittagessen läutet, so sammelt sich groß und klein um den eichenen
Tisch. Obenan sitzt der Hofbauer, ihm zur Rechten der Großvater,
zur Linken der älteste Sohn. Neben dem Großvater sitzt die Gro߬
mutter, dann folgen die Frau, die Töchter und die Mägde; neben
dem ältesten Sohne nehmen die Knechte und Tagelöhner Platz.
Von dem ersten Erbauer und Besitzer eines Hofes erhält dieser
seinen Namen. Dieser Name bleibt, wenn der Hof auch an eine
andere Familie übergeht. Es kommt deshalb nicht selten vor, daß
ein Kochersberger Bauer zwei Namen führt, den eigentlichen Fa¬
miliennamen und den Hofnamen.
Wenn es am Kochersberge eine Hochzeit gibt, so geht es ge¬
wöhnlich recht hoch her. Gehört die Braut einer andern Gemeinde
an, so kommt der Bräutigam, begleitet von seinen Kameraden zu
Pferde, mit Wagen, um die Aussteuer der Braut abzuholen.