Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

Räuber schlossen die oberrheinischen Städte endlich einen Bund, 
eroberten die Hohkönigsburg und zerstörten sie. Die Feste wurde 
zwar wieder aufgebaut, aber im dreißigjährigen Kriege von den 
Schweden aufs neue erstürmt und geschleift. Von da an war sie 
unbewohnt. Auch in der Zeit der französischen Revolution hat 
die Ruine viel gelitten. Die Bauern der umliegenden Dörfer 
benutzten die Steine derselben zum Aufbau ihrer Häuser und 
zerstörten auf diese Weise vollends, was die Kriegsscharen von 
dem einst so berühmten Herrensitz übriggelassen hatten. Im 
Jahre 1864 erwarb die Stadt Schlettstadt die Burg von einer 
Familie in dem nahegelegenen Dorf Orschweilcr, in deren 
Händen sie beinahe 100 Jahre gewesen war. Seit 1899 ist 
Kaiser Wilhelm II. Besitzer der Hohkönigsburg; sie wurde ihm 
von den Bürgern von Schlettstadt als Geschenk angeboten. Der 
kaiserliche Schloßherr befahl sofort die Wiederherstellung des 
früher so mächtigen Bergschlosses, das unter dem Schutz seines 
jetzigen Besitzers gewiß bald zu neuer Herrlichkeit und neuem 
Ruhm gelangen wird. 
«. Förster. 
26. Rappoltsweiler, die Pfeiferstadt. 
Mitten im frischen Grün der drei Burgruinen Hoh- 
Rappoltstein, Giersberg und St. Ulrich liegt das alter¬ 
tümliche Städtchen Rappoltsweiler. In den engen Straßen des 
Ortes trifft man manches Haus mit schönen Holzschnitzereien 
an, die auf ein hohes Alter schließen lassen. In der Unterstadt 
zeigt man namentlich das Pfeiferhaus, in dem sich in alten 
Zeiten alljährlich an Mariä Geburt (8. September) die „Pfeifer" 
oder fahrenden Musikanten versammelten. Der Graf von 
Rappoltstein war ihr Schutzherr, die Jungfrau Maria, genannt 
„unsere Frau von Dusenbach", ihre Schutzpatronin. Unter dem 
Klang der Glocken und dem Schall der Instrumente zog man 
an dem gedachten Tage mit wehenden Fahnen hinaus nach der 
Dusenkapelle, die hinter der Stadt in einem kleinen Seiten¬ 
tale stand. Nach feierlichem Hochamt gingen alle Mitglieder 
der Zunft hinauf zum Schloß, um ihrem „König", so nannten 
sie den Grafen, zu huldigen. Ein fetter Schmaus und fröhliches 
Gelage beschloß das Fest. Das Pfeiferkönigtum besteht schon 
längst nicht mehr, aber der 8. September heißt im Volksmunde
	        
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