116 —
der Muller in die Kireke geht. In dem Muhblhause steht
unter dem Mablkasten der Mehlkasten. In diesen fällt das
Mehl, wenn es gemahlen ist. Von dem Staube des Mebl-
kastens wird alles weiss, der Muller und die Müllerin und
der Muhlbursche und, wenn du vorwitzig bist, du auch.
Um den Meblkasten steben dié Kornsacke. Aus diesen
nimmt der Müller Korn, siebt es und feuehtet es an und
schuttet es in den Rumpf, d. i. in den grossen, hölzernen
Trichter, weleher oben auf dem Mablkasten steht. Unter dem
Rumpfe liegen wagerecht die grossen Mublsteine, 2wischen
denen die Getreidekörner zermahlen werden. Sie drehen sieb
um eine senkrechte Welle, die dureb das Wasserrad bewegt
wvird. Die Mublsteine sind auf der innern Seite geschärft
und werden so weit gestellt, dass die Körner nur wenig
enthülst werden. So erbält man die Kleie. Das geschrotene
Getreide wird noch einigemal aufgeschuttet. Dabei werden
die Mublsteine aber jedesmal enger gestellt. So erhält man
das Mehbl. Es stäubt dureh das Beuteltueb, und die Lleie
lauft vorn heraus dureh eine kleine Rinne. Das Mehl thut
der Muller in Sacke, ladet es auf den Wagen oder bepackt
den Mublesel damit und schafft es in die Stadt und zu den
Landleuten, die das Getreidé zur Muble gebracht haben.
Curtiman.
62 Der Holzhacker.
Ein Bäuerlein fällte die knorrige Eich',
Es seuszte und murrte bei jeglichem Streich:
„Es ist doch ein Jammer, es ist ein Verdruß,
Wie unsereins immer sich peinigen muß.
Wie ist doch der Arme so elend daran! —
Wär' ich doch ein reicher, vermöglicher Mann!“
Da kommt ein holder, schönlockiger Knab'
Im Silbergewand mit goldenem Stab.
Er redet gar freundlich das Bäuerlein an:
„Gott grüß' dich, du armer, unglücklicher Mann!
Verlange, was immer dein Herz nur begehrt! —
Es sei dir die Bitte zur Stunde gewährt!“