Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

155 
Wasser in feine Dunste, welche in die Höhe steigen, so fein, daß wir 
fie mit unsern Augen gar nicht sehen können. Dabei bleibt auch 
alles Salz und alle Bitterkeit des Meerwassers unten zurück. Diese 
feinen Dünste werden zu Wolken, welche nun über dem Meer 
schweben. Damit aber diese über alle Länder, nah und fern, ver— 
leilt werden, läßt der liebe Gott einen starken Wind sich erheben. 
Nun ziehen die Wolken nach allen Richtungen hin. Eine solche 
Wolke enthält sehr ost viel Wasser. Stürzte sie auf einmal herab, 
so würden nicht bloß Pflanzen, Bäume und kleine Tiere, sondern 
sogar Menschen getötet und Häuser zerschmettert werden. Aber 
das Wasser faͤllt in Tropfen nieder, dringt in die Erde, sickert durch 
die Berge und kommt als Quelle am Fuße derselben hervor. Diese 
Quellen vereinigen sich zu Bächen, die Bäche werden zu Flüssen, 
und die Flüsse ergießen sich als Ströme ins Meer. 
Nach Nierit. 
37. Die Wasserrose. 
Es spielte ein Knäblein im blumigen Klee, 
Am grünenden Walde, am bläulichen See. 
Und sieh! in den Binsen des Ufers da lacht 
Die schoönste Seerose in goldener Pracht. 
Mein Knäblein, das watet mit frevelndem Mut, 
Die Blume zu pflücken, hinein in die Flut. 
„Halt!“ rief ihm die Mutter mit warnendem Mund, 
„O bleibe zurücke, sonst gehst du zu Grund!“ 
Das Knäblein verachtet ihr Warnen und Fleh'n. 
„Ei“, ruft es, „es wird mir so bald nichts geschehn! 
Schon pflückt es die Blume, — da sinkt es hinab 
Und findet im Wasser ein schauerlich Grab. 
Die Mutter erhebet ein Jammergeschrei; 
Es laufen die Kinder des Dorfes herbei. 
„O“, ruft sie, „o ehret der Eltern Gebot, 
Richtfolgen bringt Kindern Verderben und Tod!“ 
Chr. v. Schmid. 
38. Das Wasser als Dampf. 
Setet man einen Topf mit Wasser uber Veuer und bringt 
dasselbe zum Kochen, so wird man bald bemerken, dass das 
Wasser abnimmt. Wo mag es denn hinkommen? — Nan sagt 
gewohnlich: es ist eingekocht; riehtiger aber mũsste es heissen: 
das Wasber ist ausgelocht; denn es wieh, in Dampfe verwan-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.