Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

111 
auf einmal zu dem Deutschfranzos: „Nun sagt mal, Kamerad, wie 
lange denkt ihr denn eigentlich noch in Deutschland zu bleiben?“ 
Der Deutschfranzos stieß mit den andern den Kopf zusammen, und 
sie schnatterten was in ihrer Sprache. Dann lachten sie aus vollem 
Halse. „Immer bleiben wir da!“ sagte der Deutschfranzos. „Wir 
uͤnd einmal da; wir gehen nit raus wieder!“ „Woui!“ schrien die 
andern und hielten sich die Bäuche, „nit raus! nit raus!“ 
„Ne,“ sagt mein Alter, „immer nicht. Ihr seid zwar da; aber 
nicht immer.“ — „Nit raus! nit rausl“ schrien die Franzosen. 
„Lasset mit euch handeln!“ sagt mein Alter, „ich biete zwölf Jahr — 
höchstens!“ — „Nit raus! nit raus!“ kauderwelschten die wieder. 
„Wilhelm! Ludwig! kommt mal her!“ rief mein Alter jetzt 
die Jungen, die sogleich angesprungen kamen und sich an seine 
Knie stellten. „Richt't euch!“ rief mein Alter. „Augen rechts! 
Seht mal, Jungens, die da, — das sind Franzosen, die eigentlich 
nicht in unsere Stube gehören. Das kleine Annchen kann gar nicht 
schlafen vor ihrem Spektakel, und doch haben sie Lust, immer da 
zu bleiben! Was meint ihr, Jungens; — wenn ihr stark genug 
Haret?“ Guckten meine Jungen gewaltig wunderbar aus den Augen 
und die Franzmänner an und dann sich und meinen Alten!l 
„Das sich finden, — ich groß werden, — ich schon Pustebacks 
Theodor zwinge,“ sagte Wilhelm, mein Kleinster; Ludwig, mein 
Ältester, sagte gar nichts, aber auf einmal rann ihm eine dicke 
Trane über die Backe, und sein Vater klopfte ihn auf die Schulter 
und sagte: „Warte nur, mein Junge, du kommst zuerst.“ 
Die Franzosen hatten ihren Heidenjubel, und besonders einer, 
sie nannten ihn Piär oder so, wußte sich gar nicht zu helfen vor 
Lachen. Mein Alter aber war sehr ernst geworden und sprach den 
ganzen Abend kein Wort mehr. Die andere Woche zogen die 
Frauzmänner ab und lachten noch beim Abschied, als sie uns allen 
die Hände drückten und ordentlich sich bedankten für gute Bewirtung! 
„Nit raus! nit raus!“ 
„Wird sich finden!“ sagte mein Alter. „Wird sich finden!“ 
schrien meine Jungen. 
Gut, nun kamen lange Jahre und immer andere Franzosen. 
„Bald ist's genug,“ brummte mein Gottfried. Und einmal 
zogen sie alle hinauf nach Norden, aber zurück kam keiner. Und 
dann fing's auf einmal an zu rumoren im Lande, und an den 
Ecken klebten ganz andere Zettel, die mein Alter immer las, und 
vobei er immer mit dem KVopfe nickte. Er war die Zeit nicht 
viel zu Hause.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.