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Und wirklich! — diesmal unterlag das Element sechzehn zum letzten
Angriff riesig angestrengten Männerarmen. Zwar galt's noch, eine gute
Strecke gegen Wind und See zu rudern, aber das schlimmste Stück war doch
vollbracht.
6. Wozu das gut war, konnte ein Auge wie das Janssens nun in der
Morgendämmerung deutlicher und deutlicher gewahren. „Ein großes Schiff!
Der große Mast über Bord“, sagte er zu seinem Nebenmann. „Leute im
Takelwerk; 's ist die höchste Zeit.“ — „Das Schiff stößt. Werden vor dem
Wind ums Wrack steuern müssen und dann wieder in den Wind langsam
zurück“, erwiderte Renken. „Hast recht, Heinrich; scheint ein Franzos zu
sein. Wart't, arme Jungens! Kommen schon hin zu euch! Sieh, Heinrich,
einer winkt noch, festgebunden, wie's scheint, in den Wanttauen. Vorwärts,
Leute, vorwärts!“
Und so schoß denn das Rettung bringende Boot, von kühnen Männern
getrieben, von sicherer Seemannshand geleitet, durch die hochgehende, wütende
See. Das Anlegen — Janssen und der Bugmann waren Meister darin —
gelang. Hätten die Armen, die sich mühsam mit letzter, krampfhafter Kraft
in der Takelage festklammerten, noch einen Ton von sich geben können,
welch ein aus tiefster Seele dringender Jubelruf hätte die Retter begrüßt!
Aber auf dem Wrack, obgleich es noch sieben halblebende Menschen trug, war
alles rein ausgestorben. Es war ein ungeheures Stück Arbeit, diese halb
erstarrten Leute aus der Takelage, wo sich einige festgebunden, die andern
wie im Todeskampfe festgeklammert hatten, ins Boot zu bringen. Der
Himmel selbst unterstützte das Werk. Die See fing an ruhiger zu gehen,
die Wut des Sturmes war gebrochen. Alle sieben Leute kamen sicher ins
Boot und wurden, so warm es gehen wollte, unter die Wämser der Retter
gebettet. Die Rückfahrt ging langsam, aber glücklich vonstatten. Zwölf
Stunden, nachdem es abgegangen war, nach zwölfstündiger Arbeit, und welcher
Arbeit! langte das Boot wieder an der Insel an.
7. An Strande war die ganze Bevölkerung des kleinen Fischerdorfs
versammelt. Schon ganz von weitem hatte Janssen sein Weib unter der
Menge erkannt, wie sie Konrad hoch emporhielt, ihm den teuern Mann
zu zeigen. Welch ein Grüßen und Herzen! Welch ein Wiedersehen! „Ver—
gib mir, Janssen!“ sprach Gesine, mit dem Gatten heimwandelnd, nachdem
dieser Fürsorge für die Geretteten getroffen hatte, „vergib mir; ich will
dir den Weg nicht wieder vertreten! Ach, was könnt ihr Männer doch,
wenn Gott eure Herzen erwärmt und stählt!“
Uach Franz Ksofsmann. Meuer deutscher Jugendfreund.)