Full text: Mit 21 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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Und wirklich! — diesmal unterlag das Element sechzehn zum letzten 
Angriff riesig angestrengten Männerarmen. Zwar galt's noch, eine gute 
Strecke gegen Wind und See zu rudern, aber das schlimmste Stück war doch 
vollbracht. 
6. Wozu das gut war, konnte ein Auge wie das Janssens nun in der 
Morgendämmerung deutlicher und deutlicher gewahren. „Ein großes Schiff! 
Der große Mast über Bord“, sagte er zu seinem Nebenmann. „Leute im 
Takelwerk; 's ist die höchste Zeit.“ — „Das Schiff stößt. Werden vor dem 
Wind ums Wrack steuern müssen und dann wieder in den Wind langsam 
zurück“, erwiderte Renken. „Hast recht, Heinrich; scheint ein Franzos zu 
sein. Wart't, arme Jungens! Kommen schon hin zu euch! Sieh, Heinrich, 
einer winkt noch, festgebunden, wie's scheint, in den Wanttauen. Vorwärts, 
Leute, vorwärts!“ 
Und so schoß denn das Rettung bringende Boot, von kühnen Männern 
getrieben, von sicherer Seemannshand geleitet, durch die hochgehende, wütende 
See. Das Anlegen — Janssen und der Bugmann waren Meister darin — 
gelang. Hätten die Armen, die sich mühsam mit letzter, krampfhafter Kraft 
in der Takelage festklammerten, noch einen Ton von sich geben können, 
welch ein aus tiefster Seele dringender Jubelruf hätte die Retter begrüßt! 
Aber auf dem Wrack, obgleich es noch sieben halblebende Menschen trug, war 
alles rein ausgestorben. Es war ein ungeheures Stück Arbeit, diese halb 
erstarrten Leute aus der Takelage, wo sich einige festgebunden, die andern 
wie im Todeskampfe festgeklammert hatten, ins Boot zu bringen. Der 
Himmel selbst unterstützte das Werk. Die See fing an ruhiger zu gehen, 
die Wut des Sturmes war gebrochen. Alle sieben Leute kamen sicher ins 
Boot und wurden, so warm es gehen wollte, unter die Wämser der Retter 
gebettet. Die Rückfahrt ging langsam, aber glücklich vonstatten. Zwölf 
Stunden, nachdem es abgegangen war, nach zwölfstündiger Arbeit, und welcher 
Arbeit! langte das Boot wieder an der Insel an. 
7. An Strande war die ganze Bevölkerung des kleinen Fischerdorfs 
versammelt. Schon ganz von weitem hatte Janssen sein Weib unter der 
Menge erkannt, wie sie Konrad hoch emporhielt, ihm den teuern Mann 
zu zeigen. Welch ein Grüßen und Herzen! Welch ein Wiedersehen! „Ver— 
gib mir, Janssen!“ sprach Gesine, mit dem Gatten heimwandelnd, nachdem 
dieser Fürsorge für die Geretteten getroffen hatte, „vergib mir; ich will 
dir den Weg nicht wieder vertreten! Ach, was könnt ihr Männer doch, 
wenn Gott eure Herzen erwärmt und stählt!“ 
Uach Franz Ksofsmann. Meuer deutscher Jugendfreund.)
	        
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