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erhabene Zwecke ihn geleitet haben zu des Vaterlandes Wohlfahrt und
Ruhm...
5. Und die Not wächst, die höchste, äußerste Not. — Dal Was ist das?
Mitten im Zentrum Benedeks, als Stützpunkt seiner Reserven, liegt
das Dorf Chlum, in Waffen starrend, mit Kanonen überladen. Dort,
mitten im feindlichen Heer, in einer Talfalte, wird's plötzlich lebendig.
Was ist das? Dies Häuflein, das dort jählings in vollem Lauf anstürmt?
Sind das Preußen?
Und das Häuflein wächst und schwillt; unaufhaltsam dringt es wie
ein Keil ins Herz des Feindes. Die Preußen hier? Unmöglich! Benedek
selbst reitet mit seinem grünbebuschten Stabe vor, um auf die unglaubliche
Meldung hin zu untersuchen. .. Flintenschüsse empfangen ihn, daß er
eilends davonstiebt. Salven auf Salven, in bis dahin nie gehörter
Schnelle, knallen pausenlos. Das ist das Zündnadelgewehr! Das ist die
preußische Garde! Aber drunten in der Tiefe, als man das ersah, geht
ein Brausen und Raunen und Rauschen um und schwillt zum Sturme:
„Der Kronprinz ist da, unser Fritz greift an!“
s. Voran, voran, voran! Hört ihr, Berge Böhmens, das preußische
Hurra? Der Marschall Vorwärts ist auferstanden, er ist wieder da!
Siegreich schallt der Sturmmarsch der Hohenzollern über Chlum; die
Preußen sind drin. Schon sind die Linien Benedeks durchbrochen, schon
sind sie in heller Flucht. Die Trümmer ganzer Korps decken den Boden,
zahllose Gefangene und Geschütze befinden sich in preußischen Händen, der
Tod der besten Offiziere ist zu beklagen.
Dennoch versuchen die Kaiserlichen, sich zu setzen. Ihre prächtige
Reservereiterei prallt wie ein Unwetter herein und schwemmt die nächsten
preußischen Häuflein mit sich fort wie eine mächtige Woge; doch die
preußischen Schwadronen gehen sofort auf den Feind los. Undurch—
dringliche Staubwolken wirbeln empor, aus denen hin und wieder die
Blitze der Pistolen- und Karabinerschüsse aufleuchten. Leiber gefallener
Rosse und Reiter sperren den Weg. Bei dem harten Zusammenstoß wird
bald die eine Partei nach kurzem Handgemenge in wilder Jagd über offenes
Feld in die Gehölze hineingejagt, bald sammelt sich die andre wieder,
erwartet verstärkt aufs neue den Anprall und nimmt ihrerseits in gestrecktem
Galopp die Verfolgung auf.
Der verderbenbringende Reiterzug rast hin und her. Blut und Trümmer
zeigen den Weg, den er genommen, von den aufsteigenden Feuersäulen der
nahen Dörfer beleuchtet. Immer enger und erbitterter entspinnt sich der
Kampf. Endlich lassen die österreichischen Weißröcke ihre Gefallenen liegen
und gehen in schneller Flucht zurück.