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freilich wackelnd; klettert geschickt auf Bäume und versucht,
ob sie ihn wohl tragen; mit den Tatzen reißt er die Neste
an sich, und mit den Zähnen pflückt er die Früchte; ist
er aber satt, so läßt er sich behaglich am Stamme Her¬
unterrutschen und kommt sicher auf die Füße.^ Genießt
er von Jugend auf das Glück einer guten Erziehung,
so bringt er es weit in schönen Künsten; er tanzt nach L
dem Schlag der Trommel und nach dem Ton der Pfeife
die Menuett in abgemessenen Schritten, reitet sein Stecken¬
pferd, setzt mit Anstand den Hut auf, macht Bücklinge
und streckt seinem Tanzmeister dankend die Pfote dar.
Alles dies thut er unter beständigem Brummen; allein
Maulkorb und Stock verbieten ihm, seinen Gelüsten zu
folgen, und die Kette hält fortwährend seine Aufmerk¬
samkeit gespannt. Im Bärengarten schreitet er auf und
nieder; wie ein Landvogt ans den Thron, setzt er sich
zuweilen auf die Tanne und schaut die Umstehenden an.
Wirft man ihm eine Abgabe in Natura hin, wür's auch
nur ein Apfel oder Brodbissen, er weiß sie geschickt zu ^
empfangen, indem er, aufrecht sitzend, den Leib hin und
her wiegt und nach dem Zugeworfenen schnappt.
Die jungen Bären sind wie dicke Fteischklnmpen; der
alte wälzt sie mit der Tatze hin und her. Schnell wachsen
sie groß, und haben dann vollkommen die Natur der
Alten, sind ebenso gefräßig und räuberisch, ebenso mürrisch
und düster, und ebenso gereizt zu blinder Wuth, wenn
sie nicht erreichen, wonach ihr Streben gerichtet ist. Aus
seiner Wohnung zieht der Bär in's Feld, spähet von den
Höhen hernieder, stürzt hinter den Felsen hervor, treibt
Schafe über den Abgrund, erdrückt die Kälber und trägt '
sie in seinen Armen fort. Der Herde paßt er auf, bis
sie zur Weide geht, oder bricht auch wohl geradezu in
den Stall ein und holt sich ein Rind, wie der Fuchs ein
Gänslein. Wenn er gereizt ist, so hat er nur seinen