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der Mosel eine anmutige Gruppe. Der Vater Rhein legt sein Rufer—
horn in die Hand der Moseljungfrau, ihr für alle Folgezeit die Grenz—
wacht gegen Frankreich zu treuer Hut anvertrauend. Auf den beiden
Seitenflächen des Sockels stellen zwei Bilder den Abschied der zum
Kampfe ausziehenden Krieger und den Empfang nach der Rückkehr in
die Heimat dar. Über dem großen Mittelbilde prangt auf der Grund—
schicht des nun folgenden Fußgestells der Reichsadler, umgeben von
den Wappenschildern der deutschen Staaten. Weiter oben ist auf einer
zweiten Schicht zwischen Kränzen und Schleifen das „Eiserne Kreuz“
angebracht. Darüber glänzt auf der vordern Hauptfläche des Fuß—
gestells in mächtigen Buchstaben die Inschrift: „Zum Andenken an die
einmütige, siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die
Wiederherstellung des Deutschen Reiches 1870— 71.“
Die oberste Stufe trägt das ragende Bild der Germania. Hoch
aufgerichtet steht sie da, einer hehren Königstochter gleich, in siegender
Kraft und Jugendschönheit. Das stolze Haupt ist ein wenig zurück—
gebeugt; von der Stirn flutet das Haar, um das sich ein Eichenkranz
legt, über Schultern und Rücken herab. Das edle Antlitz beseelen
hoheitsvolle Würde und innige Begeisterung. Die Brust umschließt ein
Harnisch mit dem Adler, darunter faßt ein Gürtel das reichverzierte,
königliche Gewand zusammen, das bis auf die Sohle niederwallt. Die
Linke umspannt den Griff des lorbeerumwundenen Schwertes; die
erhobene Rechte aber hält die mit dem Kranze geschmückte Kaiserkrone,
das Wahrzeichen der deutschen Einigung und Stärke.
Müller und Heyl.
189. WMeinlese am Rhein.
Der Wein erfreut des Menschen Herz und zwar vom Anfang
seines Entstehens an bis zur Faß- und Hlaschenreifke. Schon die
Rebenblũte, wie unvergleichlich duftet sie, venn in der NMittags-
zeit die Sonne über den Weinfeldern ihre lichte Wärme ausgiebt,
dab die Blätter schimmern wie Smaragd und die unscheinbaren
Blũten sich öffnen und Duft und Blumenmehl ausstreuen! Wenn
man alsdann zwischen den Gefilden wandelt und leichte Wind-
wellen den Hauch der Rebenblüten dahertragen, dann meint
man, die Blüte wolle schon verraten, wie die Blume des Weines
wohl würde, wenn alles gut geht bis dahin, daß er im Römer
perlt. Wenn alles gut geht! Viel sind der Peinde, die dem
Menschen die guten Dropfen streitig machen.
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