Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

31 
264 
sie würden alles wieder verlieren, wenn sie abzögen. Dasselbe meinten 
auch die anderen elf Helden. Nur ein Verwandter des Kaisers, Genelun 
mit Namen, wollte den Antrag annehmen. Er war ein mächtiger 
Graf und war Rolands Stiefvater, aber Rolands Feind. Da wurde 
beschlossen, daß ein kluger Held die Gesandtschaft zu dem Maurenkönige 
zurückbegleiten sollte. Der sollte den König prüfen, ob er es ehrlich 
meine oder nicht. Das war eine gefährliche Sache; aber Roland 
sprang sogleich auf und sagte, er wolle der Bote sein. Davon wollte 
Karl aber nichts wissen; auch keinen der übrigen elf Helden wollte er 
fortlassen. Da schlug Roland vor, seinen Stiefvater Genelun zu senden. 
Dieser, blaß vor Zorn, fuhr auf und rief: „Roland will mich in den 
Tod senden, um bald das Erbe zu bekommen!“ Der Kaiser tadelte 
Geneluns wilde Worte und forderte ihn auf, als Bote zum Mauren⸗ 
könige zu gehen. Genelun weigerte sich wiederholt; aber endlich mußte 
er sich fügen. Er kleidete sich prächtig und zog mit den Gesandten 
fort. Heimlich aber schwur er, an Roland Rache zu nehmen. 
2. Wie Genelun die Franken verriet. 
Die maurischen Gesandten hatten wohl bemerkt, daß Genelun den 
Roland und die übrigen Frankenhelden haßte. Sie führten ihn vor 
ihren König. Dieser schenkte ihm einen prächtigen Mantel und viel 
Gold und versprach ihm noch viel mehr, wenn Genelun ihm gegen 
Karl helfen würde. Genelun sagte, dann solle der Maurenkönig auch 
Roland und die übrigen elf Helden töten. Der Maurenkönig meinte, 
es wäre besser, wenn man den Kaiser Karl selbst töten könnte. Genelun 
aber sagte: „Der Kaiser ist stets von zwanzigtausend Kriegern um— 
geben, und jeder von diesen würde freudig für ihn sterben“ Der 
Maurenkönig sprach: „So schicke ich hunderttausend Krieger, und wenn 
diese alle erschlagen werden, so schicke ich doppelt so viele. Aber 
Genelun sagte: „Wenn auch die ganze Welt sich dem Kaiser entgegen— 
stellte, oo würde sie vor ihm zerstieben wie Staub vor dem Winde. 
Ich will dir einen bessern Rat geben. Du mußt Karl reiche Gaben 
senden und Treue versprechen. Dann wird er abziehen und Roland 
mit den anderen Helden zurücklassen. Das will ich dir dann durch 
Kundschafter melden, und dann kannst du Roland und dessen Krieger 
erschlagen. Der Kaiser Karl aber wird dann vor Kummer sterben.“ 
Als der Maurenkönig das hörte, war er hocherfreut und schenkte dem 
Genelun goldene Ringe, kostbare Pelze und edle Rosse. Dann nahm 
dieser Abschied und zog zurück in das Frankenlager. Hier übergab er 
dem Kaiser die reichen Schätze, die der König ihm für Karl mit—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.