Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

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aber noch schwang er den Durendarte. Da floh der Maurenkönig, 
seine Getreuen folgten ihm, und die Schlacht war zu Ende. 
Von den Franken waren nur wenige noch am Leben; die elf 
Helden waren sämtlich im Kampfe gefallen. Roland suchte die Leichen 
seiner Freunde und begrub sie. Endlich fand auch er eine Ruhestätte. 
Vier große Marmorblöcke bildeten eine Bank; sie waren von einer 
Fichte berschattet. Kampfesmüde sank er hier nieder; noch trug er 
in der einen Hand den Olifant, in der andern den Durendarte. Dies 
sah ein Maure, der dachte: Hier unter dem Baume stirbt Roland; 
ich wal sein Schwert und sein Horn nehmen. Dann glauben alle, ich 
hätte Roland erschlagen. Leise schlich er heran; aber Roland nahm 
den Olifant und schlug damit den Mauren auf den Kopf, daß Helm 
und Haupt zerschmettert wurden. Dann sprach er: „Olifant ist 
zersprungen; aber auch Durendarte soll nicht in der Feinde Hand 
fallen.“ Mit beiden Händen faßte er das Schwert und schlug es gegen 
den Marmor. Der Stein gab Funken; doch das Schwert zersprang 
nicht. Zehnmal wiederholte er den Schlag; aber das Schwert blieb 
ohne Scharte. Da hielt Roland inne und sprach: „Mit Durendarte 
habe ich viele Länder erobert. Die Engel brachten mir einst das 
Schwert, daß .) die Witwen und Waisen beschirmen sollte. Nun gebe 
ich dem Himmel das Schwert zurück, wie ich es vom Himmel empfangen 
habe.“ Er hob einen Handschuh zum Himmel empor; da schwebte ein 
Engel hernieder; der nahm das Schwert aus Rolands Händen und 
trug es hinauf in den Himmel. Und Roland breitete seine Arme aus, 
neigte das Haupt und sank sterbend zu Boden. 
4. Wie Kaiser Karl den Verrat strafte. 
Als Roland das Horn so gewaltig geblasen hatte, da war der 
Schall auch zu Kaiser Karls Palast gedrungen. Alle wußten nun, 
daß Roland in der Not war. Da ward der Kaiser sehr traurig; 
Genelun aber sprach höhnisch: „Was wollt Ihr? Roland ist von 
einer Bremse gestochen worden, als er im Grase schlief, oder er hat 
vielleicht einen Hasen erjagt! Was erschreckt Ihr vor einem Horn— 
schall?“ Aber alle Helden am Hofe zürnten Genelun; einer merkte 
seine Falschheit und rief: „Du hast schlimmer an uns gehandelt als 
Judas an Christus; denn du hast ein ganzes Volk verraten.“ Der 
Kaiser ließ Genelun in Fesseln schlagen. Hundert Krieger mußten ihn 
bewachen. Dann wurde er mitgeführt nach Ronceval. Hier bestatteten 
die Franken ihre erschlagenen Brüder. Zwischen den Marmorfelsen 
fanden sie Rolands Leichnam. Da klagte der Kaiser bitterlich um den
	        
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