Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

Doch kommt und seht, hier ist der Ort, 
nach dem gefragt mich Euer Wort! 
Hier wohnt, verhüllt von Erd' und Stein, 
nun Euer totes Mütterlein!“ 
Da steht der Krieger lang und schweigt, 
das Haupt hinab zur Brust geneigt. 
Er steht und starrt zum teuern Grab 
mit tränenfeuchtem Blick hinab. 
3 
Dann schüttelt er sein Haupt und spricht: 
„Ihr irrt, hier wohnt die Tote nicht! 
Wie schlöss' ein Raum so eng und klein 
die Liebe einer Mutter ein!“ 
Johann Nepomuk Vogl. 
31. Das Gemitter. 
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind 
in dumpfer Stube beisammen sind; 
es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt, 
Großmutter spinnet, Urahne gebückt 
sitzt hinter dem Ofen im Pfühl. — 
Wie wehen die Lüfte so schwül! 
Das Kind spricht: „Morgen ist's Feiertag! 
Wie will ich spielen im grünen Hag, 
wie will ich springen durch Tal und Höh'n, 
wie will ich pflücken viel Blumen schön; 
dem Anger, dem bin ich hold!“ — 
Hört ihr's, wie der Donner grollt? 
Die Mutter spricht: „Morgen ist's Feiertag! 
Da halten wir alle fröhlich Gelag, 
ich selber, ich rüste mein Feierkleid; 
das Leben, es hat auch Lust nach Leid, 
dann scheint die Sonne wie Gold!“ — 
Hört ihr's, wie der Donner grollt? 
Großmutter spricht: „Morgen ist's Feiertag! 
Großmutter hat keinen Feiertag, 
sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid 
das Leben ist Sorg' und viel Arbeit; 
wohl dem, der tat, was er sollt'!“ — 
Hört ihr's, wie der Donner grollt?
	        
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