fullscreen: Deutsche Dichtung des 18. Jahrhunderts (Band 2, [Schülerband])

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Aus Klopstocks „Messias“ 
Ich weiß, es ist ihnen nicht zu ernsthaft, wenn ich hier mit Dankbar— 
keit an die göttliche Vorsehung zurückdenke. Wenn ich Ihnen auch ganz 
unbekannt wäre und Sie nur die Geschichte eines Fremden hörten, Sie 
würden von dieser Vorsehung gerührt werden und den großen Beherrscher 
derselben anbeten. 
Aber, gütige Vorsehung, darf ich Dich auch um das Größte bitten, 
was ich in dieser und jener Welt bitten kann, darf ich Dich bitten, daß 
Fanny meine Fanny werde? O angebetete Vorsehung, darf ich Dich 
um dieses himmlische Geschenk anflehen! 
Ich kann Ihnen, allerliebste Schmidtin, weiter nichts mehr sagen. 
Denken Sie an meine vielen Tränen, an meine bangen Schmerzen der 
Liebe, die schon Jahre gedauert haben und die ewig dauern werden, 
wenn Sie nicht aufhören wollen, hart gegen mein blutendes Herz zu 
sein Jeh bin Ihr 
(An „Fanny“, Maria Sophie Schmidt in Langensalza.) 
23. Aus Klopstocks „Wessias“. 
1 Eingang. 
Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung, 
Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet 
Und durch die er Adams Geschlecht zu der Liebe der Gottheit, 
Leidend, getötet und verherrlichet, wieder erhöht hat. 
Also geschah des Ewigen Wille. Vergebens erhub sich 
Satan gegen den göttlichen Sohn; umsonst stand Juda 
Gegen ihn auf: er tat's und vollbrachte die große Versöhnung. 
Aber, o Tat, die allein der Allbarmherzige kennet, 
Darf aus dunkler Ferne sich auch dir nahen die Dichtkunst ? 
10 Weihe sie, Geist Schöpfer, vor dem ich hier still anbete, 
Führe sie mir, als deine Nachahmerin, voller Entzückung, 
Voll unsterblicher Kraft, in verklärter Schönheit entgegen! 
Rüste mit deinem Feuer sie, du, der die Tiefen der Gottheit 
Schaut und den Menschen aus Staube gemacht zum Tempel sich beiligt! 
iß Rein sei das Herz! So darf ich, obwohl mit der bebenden Stimme 
Eines Sterblichen, doch den Gottversöhner besingen 
Und die furchtbare Bahn mit verziehnem Straucheln durchlaufen. 
Menschen, wenn ihr die Hoheit kennt, die ihr damals empfinget, 
Da der Schöpfer der Welt Versöhner wurde, so höret 
20 Meinen Gesang, und ihr vor allen, ihr wenigen Edeln, 
Teure, herzliche Freunde des liebenswürdigen Mittlers, 
Ihr mit dem kommenden Weltgerichte vertraulichen Seelen, 
Hört mich und singt den ewigen Sohn durch ein göttliches Leben! 
(I. Gesang, Vers 1-23.) 
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