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letzten Besucher schließt sich das Friedhofstor. Einsam, in tiefer Ruhe
liegt der Totengarten unter seinem grünen Schmuck, der den Trauernden
so tröstlich predigt:
Auferstehn, ja auferstehn wirst du,
mein Staub, nach kurzer Ruh'!
Unsterblich's Leben
wird, der dich schuf, dir geben.
Halleluja!
Arno Fuchs. (Die Großstadt und ihr Verkehr.)
101. Der Dorfkirchhof.
1. Friedlich Dorf! Nach alter Sitte hast du noch dein Kirchlein stehn
in des stillen Hofes Mitte, wo zur Ruh' die Toten gehn.
2. Sonntags wallet die Gemeinde beim Geläute da heraus;
zwischen Kreuz und Leichensteinen zieht die Schar ins Gotteshaus.
3. Wird sie nicht, um Gräber lenkend, schon zu tiefrem Ernst gestimmt,
daß die Seel', ihr End' bedenkend, besser Gottes Wort vernimmt?
4. Will sein Kind zur Taufe tragen hier ein Vater wohlgemut,
sieht er erst die Hügel ragen, wo so manches Kindlein ruht.
5. Flüstert nicht ein Hauch des Windes aus der kleinen Gruft herauf:
„POflege doch des zarten Kindes, zieh es früh zum Himmel auf“?
6. Wenn beim hellen Festgeläute naht die muntre Hochzeitsschar,
wandeln die geschmückten Bräute zwischen Grüften zum Altar.
2. Vor der Jungfrau mit der Krone bebt am Kreuz der Flitterkranz,
mahnt zum Ernst mit leisem Tone mitten durch Musik und Canz.
8. Aber wankt in tiefen Schmerzen eine Schar zum Grabesrand,
dann für die gebrochnen Herzen ist der Trost auch nah zur Hand.
9. Gleichwie sanfter ja die Kinder weinen in der Mutter Schoß,
so vor Gottes Haus gelinder ringen sich die Tränen los.
10. Dörflein, deine Kirch' umkränzet grün des Kirchhofs ernst Geheg',
und der Totenacker grenzet hart an deinen Lebensweg.
11. Wenn in deine Fest' und Freuden oft ein Sterbgedanke bricht,
so verklärt sich auch dein Leiden in des ew'gen Glaubens Licht.
Adolf Stöber.