Full text: Deutsches Lesebuch für die mittlere und obere Stufe (Theil 2, [Schülerband])

214 
Preußens Erhebung. 
für das theure Vaterland gekommen sei. Am 3. Februar 1813 erließ 
Friedrich Wilhelm von Breslau aus einen Aufruf zur freiwilligen Be¬ 
waffnung. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen 
Haaren,Invaliden, die wegen ihrerWunden längst ehrenvoll entlassen waren, 
ja selbst Jungfrauen unter mancherlei Verkleidungen drängten sich zu den 
Waffen, wie es das vorstehende Bild darstellt. Aus Berlin schrieb 
Einer in jenen Tagen: „Das Gedränge der Freiwilligen, die sich ein¬ 
schreiben lassen, ist auf dem Rathhause so groß, wie bei Hungersnoth 
vor einem Bäckerladen." Begeisterte Sänger, wie Theodor Körner, Ernst 
Moritz Arndt und Max von Schenkendorf standen auf, und ihre 
Lieder gingen von Mund zu Mund. 
Der König schloß mit dem Kaiser Alexander ein Bundniß zur 
Befreiung Deutschlands und Europa's von der Fremdherrschaft. Alexander 
gelobte, die Waffen nicht eher niederzulegen, bis Preußen in seinem alten 
Umfange wieder hergestellt sei. Am 17. März 1813 erließ Friedrich 
Wilhelm den denkwürdigen „Aufruf an mein Volk," welcher mit den 
Worten schließt: „Welche Opfer auch gefordert werden, sie wiegen die 
heiligen Güter nicht auf, für die wir streiten und siegen müssen, wenn 
wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der 
letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere 
Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es, 
als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil 
ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zu¬ 
versicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werden unserer 
gerechten Sache den Sieg verleihen und mit ihm die Wiederkehr einer 
glücklicheren Zeit." Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr mit 
dem Wahlsprnch: „Mit Gott, für König und Vaterland" verkündigt. 
Mit demselben schönen Worte war am Geburtstage der Königin Luise, 
(10. März) das eiserne Kreuz als Auszeichnung für die Helden des 
Befreiungskrieges gestiftet worden. „Der König rief, und Alle, Alle 
kamen." Das gesammte Volk erhob sich in Begeisterung und war zu 
Opfern bereit; ganz Preußen war eine große Waffenstätte. Unverge߬ 
lich wird in der Geschichte des Vaterlandes das Frühjahr 1813 sein. 
Als im Juli 1870 ein neuer Krieg gegen Frankreich entbrannte, 
hat König Wilhelm im Andenken an die glorreichen Befreiungskriege, 
das eiserne Kreuz erneuert und dasselbe als Anerkennung für hervor¬ 
ragende Tapferkeit in diesem Kriege verliehen. 
2. "Per 17. März 1813. 
Mel.: I» dem wilden Kriegeötanze !c. 
I. Friedrich Wilhelm sprachzudenKeinen: 
Alle sollt ihr euch vereinen, 
Zu besrei'n das Vaterland! 
Die Franzosen zu verzagen, 
Sollt ihr kräftig jetzt drein schlagen; 
Schwert und Düchse nehmt zur Hand! 
2. Als das Volk den Vuf vernommen, 
Sah man Hunderttausend kommen 
Aus den Schulen, von dem Pflug; 
Ja, die bei den Akten saßen 
Und mit Drillen aus den Vasen, 
Schlossen sich an diesen Jng.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.