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Preußens Erhebung.
für das theure Vaterland gekommen sei. Am 3. Februar 1813 erließ
Friedrich Wilhelm von Breslau aus einen Aufruf zur freiwilligen Be¬
waffnung. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen
Haaren,Invaliden, die wegen ihrerWunden längst ehrenvoll entlassen waren,
ja selbst Jungfrauen unter mancherlei Verkleidungen drängten sich zu den
Waffen, wie es das vorstehende Bild darstellt. Aus Berlin schrieb
Einer in jenen Tagen: „Das Gedränge der Freiwilligen, die sich ein¬
schreiben lassen, ist auf dem Rathhause so groß, wie bei Hungersnoth
vor einem Bäckerladen." Begeisterte Sänger, wie Theodor Körner, Ernst
Moritz Arndt und Max von Schenkendorf standen auf, und ihre
Lieder gingen von Mund zu Mund.
Der König schloß mit dem Kaiser Alexander ein Bundniß zur
Befreiung Deutschlands und Europa's von der Fremdherrschaft. Alexander
gelobte, die Waffen nicht eher niederzulegen, bis Preußen in seinem alten
Umfange wieder hergestellt sei. Am 17. März 1813 erließ Friedrich
Wilhelm den denkwürdigen „Aufruf an mein Volk," welcher mit den
Worten schließt: „Welche Opfer auch gefordert werden, sie wiegen die
heiligen Güter nicht auf, für die wir streiten und siegen müssen, wenn
wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der
letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere
Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es,
als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil
ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zu¬
versicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werden unserer
gerechten Sache den Sieg verleihen und mit ihm die Wiederkehr einer
glücklicheren Zeit." Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr mit
dem Wahlsprnch: „Mit Gott, für König und Vaterland" verkündigt.
Mit demselben schönen Worte war am Geburtstage der Königin Luise,
(10. März) das eiserne Kreuz als Auszeichnung für die Helden des
Befreiungskrieges gestiftet worden. „Der König rief, und Alle, Alle
kamen." Das gesammte Volk erhob sich in Begeisterung und war zu
Opfern bereit; ganz Preußen war eine große Waffenstätte. Unverge߬
lich wird in der Geschichte des Vaterlandes das Frühjahr 1813 sein.
Als im Juli 1870 ein neuer Krieg gegen Frankreich entbrannte,
hat König Wilhelm im Andenken an die glorreichen Befreiungskriege,
das eiserne Kreuz erneuert und dasselbe als Anerkennung für hervor¬
ragende Tapferkeit in diesem Kriege verliehen.
2. "Per 17. März 1813.
Mel.: I» dem wilden Kriegeötanze !c.
I. Friedrich Wilhelm sprachzudenKeinen:
Alle sollt ihr euch vereinen,
Zu besrei'n das Vaterland!
Die Franzosen zu verzagen,
Sollt ihr kräftig jetzt drein schlagen;
Schwert und Düchse nehmt zur Hand!
2. Als das Volk den Vuf vernommen,
Sah man Hunderttausend kommen
Aus den Schulen, von dem Pflug;
Ja, die bei den Akten saßen
Und mit Drillen aus den Vasen,
Schlossen sich an diesen Jng.