Preußens Erhebuug.
217
und den preußischen Generalen Bülow und Tauentzien; die schlesische
Armee unter Vater Blücher, Uork und Gneisenau; die Hauptarmee
in Böhmen unter dem österreichischen Fürsten Schwarzenberg. Die
Nordarmee erfocht glorreiche Siege am 23. August bei Großbeeren
und am 6. September bei Dennewitz. Da wurden die Franzosen,
die nach Berlin wollten, mit blutigen Köpfen nach Hause geschickt. Die
brave Landwehr schlug Alles mit den Kolben zusammen, und meinte:
»Dat flutscht so bäter!" Die Hauptarmee bestürmte am 26. und
27. August Dresden vergeblich. Sie mußte vor Napoleon, welcher
hier selbst befehligte, in das sächsische Erzgebirge zurückweichen und kam
in große Gefahr, als Napoleon ihr den General Vandamme durch
das Elbthal in den Rücken schickte, um ihr den Ausgang aus dem Ge¬
birge zu versperren. Aber die Russen, welche bei Kulm standen, hielten
am 30. August tapfer Stand. Als nun die Preußen über die Höhen
bei Nollendorf herüber aus dem Gebirge herausbrachen, fielen sie
den Franzosen in den Rücken und Vandamme wurde mit seiner ganzen
Armee gefangen genommen.
Die schönsten Lorbeeren errang die schlesische Armee am 26. August
an der Katzbach. Hier besiegte Blücher, der so recht eigentlich der
Held der deutschen Freiheitskriege geworden ist, den französischen Mar¬
schall Macdonald. Das war eine Schlacht! Blücher wollte eben
über die Katzbach, um den Feind jenseit des Flusses anzugreifen, als
er plötzlich diesseits in den Ebenen von Wahlstatt die Franzosen
in vollem Anmarsche fand. Schnell trifft er seine Maßregeln, und als
Alles bereit ist, ruft er: „Nun, Kinder, hab' ich genug Franzosen her¬
über, nun vorwärts!" Mit dem Rufe: „Es lebe der König!" setzt
sich Alles in Bewegung. Der Regen strömt herab und hindert das
Gewehrfeuer. Die Schuhe blieben int Koth stecken; durch die Näffe
schrumpften die Uniformen zusammen. Endlich gewannen die Preußen
mit Bajonnet und Kolben die Oberhand. „Hör', Vater Blücher, heut
geht's gut!" rufen sie freudig dem Feldherrn zu, der immer voran ist
und mit der Reiterei dem Feinde den Garaus macht. Vom herab¬
strömenden Regen schwellen die Flüsse im Rücken der Franzosen, und in
der tiefen Dunkelheit finden Tausende von ihnen in der wüthenden
Neiße und in der Katzbach den Tod. Blücher verfolgt den zerspreng¬
ten Feind bis an den Bober und Queis. Dort ließ er am I. Sep¬
tember Victoria schießen und ein Te Deum (Herr Gott, dich loben wir)
halten. Allgemeiner Jubel herrschte im Heere, das hohes Lob erntete.
Blücher aber war fortan der „Marschall Vorwärts." Der König ernannte
ihn später zum Feldmarschall und zum Fürsten von Wahlstatt. Nach¬
dem auch die drei Monarchen Franz von Oesterreich, Friedrich Wilhelm III.
von Preußen und Alexander von Rußland zu Teplitz dem Herrn der
Heerschaaren ein Dankfest für die errungenen Siege dargebracht hatten,
verbündeten sie sich noch inniger zu aufrichtiger, beständiger Freundschaft
für sich, wie für ihre Erben und Nachfolger.