Full text: Deutsches Lesebuch für die mittlere und obere Stufe (Theil 2, [Schülerband])

4. Die Wacht am Rhein. 5. Die Siege bei Weißenburg und Wörth. Z63 
Ans blickt er in des Himmels Llau'n, 
Wo todte Helden nic-crschau'ii, 
Und schwört mit stolzer Amiipscsliist: 
D» Rhein bleibst Deutsch, wie meine Srnst l 
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein, 
Fest steht und Iren die Wacht am Rhein. 
So lang' ein Tropfen Slut noch glüht: 
Roch eine Faust de» Degen zieht, 
Rnd noch ei» Arm die Siichsc spannt, 
Setritt kein Feind hier deinen Strand. 
Sieb' Vaterland, magst ruhig sein, 
Fest steht »nd treu die Wacht am Rhein. 
Ser Schwur erschallt, die Woge rinnt, 
Sie Fahnen stattcrn hoch im Wind: 
Lnm Rhein, zum Rhein, zum vciiischcn Rhein I 
Wir Alle wollen Hüter sei». 
Lieb' Vaicrland, magst ruhig sein, 
Fest steht und treu die Wacht am Rhein. 
Der König hatte seinen Sohn, den Kronprinzen, znm Befehlshaber 
der Bayern, Württemberger und Badenser ernannt, welche ihn mit Jubel 
und Begeisterung aufnahmen. Denn sie wußten, welche Siege der tapfere 
Prinz bereits in Böhmen erfochten hatte. Und alle Welt freute sich, 
daß der Thronerbe Preußens dazu erkoren sei, die Waffenbrüderschaft 
mit den Süddeutschen zu befestigen und, wenn Gott Sieg und Segen 
gebe, ein unauflösliches Band zwischen den deutschen Brüdern im Süden 
mit denen im Norden zu knüpfen. Außer dem führte der Kronprinz 
auch noch preußische Armeecorps. Im Ganzen hatte der König die 
deutschen Streitkräfte in drei Armeen getheilt; die erste stand am nörd¬ 
lichsten bei Saarbrücken und wurde von dem General v. Stein¬ 
metz kommandirt; daran schloß sich nach Süden die zweite Armee 
unter dem Befehl des Prinzen Friedrich Karl, und am südlichsten 
stand in der Rheinpfalz die dritte Armee, an deren Spitze der Kron¬ 
prinz gestellt war. 
Als nun der Kampf beginnen konnte, reiste der König von Berlin 
ab. Es war an einem Sonntage, den 31. Juli, Abends. Vormittag 
hatte Se. Majestät noch den Gottesdienst im Dome besucht. 
5. Die Siege bei Weißcnburg und Wörth. 
Die Abreise des Königs zum Heere war das Zeichen, daß Alles 
zum Losschlagen bereit sei. Und so war es. 
Am 4. August ging der Kronprinz vor, indem er von der Pfalz 
aus die dicht an der Grenze im Elsaß gelegene Stadt Weißenburg 
kühn angriff. Hier wetteiferten die Bayern mit den Preußen. Jene
	        
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