11. Die Belagerung von Paris
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heschlagene Armee bestimmt waren, kamen in unsere Hände. Es war dies
uin Sieg, welcher dem bei Wörth an die Seite zu setzen ist. So war
also die Hoffnung der Pariser auch auf dieser Seite zu nichte gemacht.
Aur auf einem Punkte drohte uns noch ernste Gefahr, nämlich
don der oben schon erwähnten, sogenannten Ostarmee, die von Lyon
Liong) aus nach dem Elfaß marschirte. Sie stand unter einem bewähr⸗
en Generale, Bourbaki. Zu ihr gehörte auch der aus Italien herüber—
seeilte Freischärler-⸗Häuptling Garibaldi, ein Abenteurer, der viel
fremdes Gesindel mitbrachte, welches von den Bewohnern Frankreichs
mehr als das feindliche Heer gefürchtet wurde.
Wir lonnten aufänglich nur das Corps des tapferen Generals
Werder der ansehnlichen Ostarmee entgegenstellen. In dieser Zeit
über gerade wurden zahlreiche Streitkräfte aus dem Heimathslande nach
Frankreich nachgesandt. Was sich an Landwehrbataillonen noch in Deutsch⸗
land befand, und noch an jungen, ausexercirten Mannschaften vorhanden
war, wurde schleunigst nach Frankreich gebracht. Aus den frischen
Etreitkräften wurden auch bedeutende Verstärkungen gegen Bourbaki gesandt.
Auch rückten zwei Armeecorps, das pommersche und das westfälische,
enes von Paris, dieses von Metz aus gegen ihn vor. Diese ansehn—
iche Armee wurde unter den Oberbefehl eines bewährten Feldherren,
nämlich des Generals v. Manteuffel, gestellt. Ihn rief der König
bon der ersten Armee, die er so glücklich geführt hatte, ab und vertraute
ihm die Führung auf dem schwierigen Punlte an. Dies geschah in der
ersten Hälfte des Januars.
dInʒzwischen hatte Paris zwar seine blutigen Ausfälle wiederholt,
d manches Corps der Unseren, z. B. die Württemberger, hatte Viele
n Todten und Verwundeten verloren; aber die Stadt zeigte noch keine
st, dem vergeblichen Blutvergießen durch Uebergabe ein Ende zu
machen. Da hatte die bisherige Schonung und Milde unseres Königs
in Ende. Er befahl, daß nun das Bombardement beginne.
Zuerst wurden die Forts beschossen, die nach Osten liegen. Als
man diese zum Theil zum Schweigen gebracht, da richteten sich unsere
Batterien auch gegen die südlichen Foris. Die Kasernen und Gebäude
auf denselben steckke man durch Raketen in Brand, und als die Geschütze
dort nur noch wenig Schaden thun konnten, rückte man näher.
Nun konnten unsere Kanonen die Stadt erreichen. Jetzt warf man
nächtige Bomben auf die Häuser und Straßen von Paria Es war
m Anfang des Januars. Furchtbar mögen die Nächte gewesen sein, in denen
die Bewohner, durch die Granaten, Bomben und Brandraketen aus der
Ruhe aufgescheucht, ihre Behausungen verlassen mußten, in den Straßen den
heschossen ausgesetzt waren und die Häuser brennen sahen, sich selbst
über in entfernle Stadttheile retteten, wohin die Kugeln nicht reichten.
So fielen Tausende von verheerenden Geschossen in mancher Nacht und
in manchem Tage in die Stadt, verwüsteten die Häuser und zündeten
sie an. Das Elend war groß. Aber die Pariser hatien es ja nicht anders
haben wollen, da sie den dergeblichen Widerstand hartnäckig fortsetzten.