12. Das deutsche Reich.
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war gewisse Vergünstigungen zugestanden, und es behielt eine größere
Selbstständigkeit als die anderen Bundesstaaten, aber es ward doch ein
Klied des Bundes. Nun erstreckte sich dieser nicht mehr bloß bis an den
Nain. Aus dem norddeutschen war nun ein deutscher Bund geworden.
bein Gebiet reicht von dem Meere bis in die Berge der Alpen hinein.
Vierzig Millionen Deutsche sind nun wieder unter Einem Ober⸗
supt geeinigt, in Einem Parlamente vertreten. Darum wurde dieser
und zum deutschen Reich erhoben.
Der König von Bayern war es, von welchem der hochherzige
edanke ausging, in Gemeinschaft mit allen übrigen deutschen Fürsten
nd den freien Städten dem Heldenkönige Wilhelm die Kaiserkrone
zutragen. Alle waren in dem Wunsche einig und der König nahm
sie dargebotene Krone an. So erfüllte sich, was im Gedichte gesagt ist:
Bald tönt des Sieges Kunde von Weissenburg und Wörth;
Die Feinde mussen weichen dem deutschen Heldenschwert.
Mac Mahon ward geschlagen, der viel gefürcht'te Nann;
Er weiss davon zu sagen, was unser Kronprinz kann.
Der PFeind mit seinen Schaaren, die er um Netz vereint,
ann eht das Fold behalten, wenn Priedrieh Karl erscheint.
Drei Tage galt's und Alle trieb er nach Netz hinein.
Bazaine in seiner Falle weiss weder aus noch ein.
Und Sedans Tage kamen — da läuft die Wundermähr:
„Der Raiser ist gefangen!“ mit Hurrah durch das Heer.
Gefangen ward der Kaiser, o Jubel ohne Endl',
Gab sieh und seinen Degen in König Wilhelms Händ'.
Nun weilt er auf der Höhe, so ferne von Paris,
Von seinem Volk vergessen, sobald er es verliess.
Er mag im Geist nun feiern Geburtstag zu Berlin,
Indess die deutschen Krieger in seine Hauptstadt ziehn.
Ein Hoch den deutschen Helden! Errungen ist im Streit,
Erblũuhet in dem Kampfe die deutsche Einigkeit!
Wir sind ein Volk von Brüdern vom Belt bis an den Rhein!
Und Preussens Heldenkönig soll deutscher Kaisor sein!
Albertine Gartz, geb. Pickert.
3. Der Reichstag des norddeutschen Bundes begrüßte die Nachricht
Jubel, daß Se. Majestät geruht hatten, den Titel eines deuischen
isers anzunehmen, und beschloß ein Glückwunschschreiben aufzusetzen,
lches dem Könige in Versailles von einer Anzahl Mitglieder über—
cht wurde. Se. Majestät war von deutschen Fürsten, seinen Generälen
Ministern umgeben, als er die Abgeordneten empfing.
Er erwiderte auf die Grüße und Wünsche, welche ihm ausgesprochen
rden, Folgendes:
„Geehrte Herren! Indem Ich Sie hier auf fremdem Boden, fern von der
dentschen Grenze empfange, ist es Mir das erste Bedürfniß, Meine Dankbarkeit
gegen die göltliche vorsehung auszusprechen, deren wunderbare Fũgung uns hier
Deuisches Cesebuch. Auliel-· und Obersluse. N. A
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