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1. Des Hauses Geschichte.
Balken verbinden und die Zwischenräume mit Gestein und Mört
ausfüllen. Dann erst können die Mauern aufgeführt werd
Wenn man einen Brunnen beim Hause anlegen will, so sorgt mal
für denselben zuerst, damit beim Bauen das nöthige Wasser gleid
bei der Hand ist.
Die Handlanger schaffen Sand und Kalk herbei und meng
den Mörtel, die Steinmetzen behauen die Steine, die Maurer fügei
sie nach dem Richtmaß und Senkblei sorgsam an einander.
Meister beaufsichtigt das Ganze, und in seiner Abwesenheit sorg
der oberste Gesell, der Polier, dafür, daß alles genau so ausgefüh
werde, wie der Bauriß es vorschreibt. Während die Maurer ih
Werk an Ort und Stelle fördern, sind die Zimmerleute auf ihrem
Arbeilsplah thätig. Sie richten die Balken zu, welche in das Haus
kommen und den Dachstuhl desselben bilden sollen, sorgen auch für
Thürgerüste, Fachwerk und Treppen.
Sind die Maurer mit den Hauptmauern fertig, so wird das
Dachgerüst aufgerichtet. Die Handwerker feiern ein fröhliches Fest,
der Polier hält vom Dachgiebel aus eine Rede und wünscht den
künftigen Bewohnern Segen und Glück. Ein grüner Baum, eine
Krone aus Laub und Blumen, auch wohl farbige Fahnen winken
vom Hausfirst, und Gesang und Jubel verkünden der Nachbarschaft
das gelungene Werk.
Haben Maurer und Zimmerleute ihr Werk beendet, so setzen
sich Schlosser, Tischler und Maler in Thätigkeit, bis endlich alles
so weit fertig und trocken ist, daß die Eigenthümer einziehen können.
Welches Kind hinge nicht mit Liebe an dem elterlichen Hause!
In den Räumen, in welchen es geboren ward und aufwuchs,
kennt es jedes Winkelchen. Mit wie vielen Gegenständen ver—
binden sich nicht Erinnerungen an fröhliche und auch traurige
Erlebnisse!
Gewöhnlich merkt das Kind dies erst, wenn es vom elterlichen
Hause entfernt ist, oder nach längerer Trennung in dasselbe zurück⸗
kehrt. Dort auf jener Bank pflegte die Mutter zu sitzen, wenn sie
die Arbeiten für die Küche verrichtete. Dort ruhte der Vater am
Abende aus und erzählte den Kindern von den Schicksalen des
Hauses während der Kriegszeit. Drunten im Keller hatte man
damals einiges werthvolle Geräth verstedt, als die Feinde im An—
zuge waren.