Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Mittel möglich, dem Mangel vorzubeugen, der in jenem Lande der 
Verbannung droht: wenn du es nämlich fruchtbar machst und mit 
Einwohnern besetzest. Dies ist dir nach unsern Gesetzen vergönnt, 
und deine Unterthanen sind dir vollkommen gehorsam, daß sie hin⸗ 
gehen, wo du sie hinsendest. Schicke also eine Menge Arbeitsleute 
hinber, und laß die wüsten Felder in fruchtbare Acker umwandeln; 
haue Staͤdte und Vorratshaͤuser und versieh sie mit allen not— 
wendigen Lebensmitteln. Mit einem Worte: Bereite dir ein neues 
Reich dessen Einwohner dich nach deiner Verbannung mit Freuden 
aufnehmen. Aber eile, laß keinen Augenblick ungenützt vorbei gehen! 
Denn die Zeit ist kurz, und je mehr du zum Aufbau deiner kuͤns⸗ 
Igen Wohnung thust, desto glücklicher wird dein Aufenhalt dort 
san Dente dein Jahr fei morgen schon um, und nütze deine 
hru wie ein kluger Flüchtling, der dem Verderben entgehen will! 
enn du meinen Rat verachtest oder zauderst und schlaäfrig wirst, 
so bist du verloren, und langes Elend ist dein Los. 
Der König war ein kluger Mann, und die Rede des Geistes 
gab seiner Entschließung und seiner Thätigkeit Flügel. Er sandte 
sogleich eine Menge Einwohner ab; sie gingen mit Freuden und 
griffen das Werk mit Eifer an. Die Insel fing an sich zu ver⸗ 
schönern, und ehe sechs Monate vergangen waren, standen schon 
Städte auf ihren blühenden Auen. Dessenungeachtet ließ der König 
in seinem Eifer nicht nach; er sandte immer mehr Einwohner hin⸗ 
über, und die enee e udch freudiger als die ersten, da sie 
n ein wohlangebames Land gingen, das ihre Freunde und An— 
verwandten bewohnten. 
Unterdessen kam das Ende des Jahres immer näher. Die 
vorigen Könige hatten vor diesem Augenblicke gezittert, an dem sie 
ihre vergängliche Herrlichkeit ablegen mußten; dieser aber sah ihm 
mit Sehnfucht entgegen; denn er ging in ein Land, wo er sich durch 
seine uge Thangten eine dauernde Wohnung gebaut hatte. Der 
beftimme Tag erschien endlich. Der Koönig ward in seinem Palaste 
ergriffen, seines Diadems und seiner Kleider beraubt und auf das 
unvermeidliche Schiff gebracht, das ihn nach seinem Verbannungsort 
führte. Kaum wär er aber am Üfer der neuen Insel gelandet, als 
hin die Einwohner mi Freuden entgegen eilten, ihn mit großen 
Ehren empfingen und sein Haupt, statt jenes Diadems, dessen Herr⸗ 
lichkeit nur Ein Jahr währte, mit einem unverwelklichen Blumen⸗ 
kraͤnze schmückten. Der Allmächtige belohnte seine Weisheit; er gab 
ihm die Unsterblichkeit seiner Unterthanen und machte ihn zu ihrem 
ewigen Könige. 
Der rache wohlthätige Mann ist Gott. Der Sklave, den sein 
Lesebuch II. Teil.
	        
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