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Gekrönten mir Waffengewalt entscheiden. Darüber wurde ganz Deutsch¬
land zum Schlachtfeld, und leider Jahre lang.
4. Die Schlacht bei Morgarten 1315. Vor allem beschloß
der Herzog Leopold die Schweizer zu züchtigen. Er wollte dadurch nicht
nur die Ehre des Hauses Oestreich an ihnen rächen, sondern auch den
Anhängern Ludwigs ein abschreckendes Beispiel geben. Mit 20,000 Mann,
darunter die Blüthe des östreichischen und habsburgischen Adels, rückte er
gegen Schwyz heran. In langem Zuge zogen die stattlichen Ritter, alle
vom Kopf bis zu den Füßen gepanzert, mit wallenden Hclmbüschen einher.
Ein Wald von Lanzen schien sich zu nähern. Leopold hatte gedroht, die
Schweizer-Bauern mit seinem Fuße zu zertreten, und hatte viele Stricke
mitnehmen laffen, die Anführer derselben aufzuknüpfen. Aber die Landleute
von Schwyz fürchteten sich keineswegs. Auf die Nachricht von dem An¬
zuge der Feinde machten sie sich auf; bei anbrechender Nacht landeten zu
Brunnen, im Lande Schwyz, 400 Männer von Uri, und wenige Stunden
darauf 300 Unterwaldner; alsdann zogen sie die Wiesen hinauf in den
Flecken Schwyz. Dort fragten sie einen erfahrnen Greis, den alten Re-
ding, um Rath. Dieser zeigte ihnen, wie sie die Höhe des Morgarten
und den Berg Sattel besetzen müßten, um des Herzogs Heer in dem engen
Paffe zu erschrecken, ihm in die Seite zu fallen, es zu trennen, abzu¬
schneiden und zu vernichten. — Durch Gebet gestärkt, zogen sie aus, 1300
an der Zahl, und legten sich an den Berg Sattel. Ihres Muthes war
diese kleine Zahl so sicher, daß sie 50 Verbannte, welche zum Beistand des
Vaterlandes herbeieilten, nicht innerhalb der Grenzen aufnehmen wollten.
Dieselben mußten außer der Landmark bleiben, beschlossen aber dort für
die Rettung des Vaterlandes ihr Leben zu wagen. Die Morgenröthe des
15. Windmonats (Novbr.) im Jahre 1315 ging auf, und bald warf
die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Helme und Harnische der heran¬
ziehenden Ritter; so weit man sah, schimmerten Speer und Lanze; der
Vortrab zog in den Paß, und bald wurde zwischen Berg und Wasser
(See Egeri) die Straße dicht mit Reiterei angefüllt. In diesem Augen¬
blicke wälzten die Fünfzig mächtige Steinblöcke und Baumstämme vom
Morgarten herab mitten unter die dichtgedrängten Schaaren. Als die
1300 aus dem Berge Sattel die dadurch entstandene Verwirrung wahr¬
nahmen, stürzten sie in guter Ordnung den Feinden in die Seite, zer¬
schmetterten mit Keulen die Rüstungen, und versetzten mit den Hellebarden
schwere Wunden. Da sanken viele der Grafen und Ritter und Edlen aus
Leopold's Heer; zwei Geßler wurden erschlagen und Landenberg, der wort¬
brüchige, nicht mehr verschont. Viele Pferde sprangen aus der ungewohn¬
ten Schlacht vom glatt überfrorenen Wege in den See, die meisten dräng¬
ten rückwärts und zertraten zum Theil das eigne Fußvolk. Herzog Leo¬
pold selbst floh über die Gebirge nach Winterthur und kam nie wieder in
die Pässe der Waldstädte zurück. Aber lustig wehete das Banner der Sie¬
ger über den Trümmern der Besiegten.
Am 8. Dezember 1315 wurde zu Brunnen der alte Bund der Wald¬
städte durch feierlichen Eid in einen ewigen Bund verwandelt. Der Eid
lautete dahin, ihre Freiheit gegen jeden auswärtigen Feind kräftig zu ver¬
theidigen, jedoch außerhalb ihrer Berge niemals Krieg zu führen. Von