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Verkennung dabeil Aber seid getrost, es folgt der Friede für euch
und für euern Namen und die Achtung und Ehrfurcht aller Guten
Und Edlen. Wohl euch, ihr Väter und Müůtter, die ihr den Kindern
gewesen, was ihr sein solltet! Ihr moͤgt wohl viel Mühe und
Kümmernis gehabt haben, aber seid getrost, es folgt die Zeit der
NRuhe / und in die Ruhe folgt euch die Liebe, die Dankbarkeit, das
Gebel derer, die euch Gott gegeben, und die ihr für Gott gebildet
Und erhalten habt. Seid auch getrost, ihr Armen, die ihr das Ende
ures Mangels und eurer Mühseligkeit nicht absehen könnet! in
dessen Armen die Welt ruhet, in dessen Armen werdet auch ihr
ruhen von den Sorgen des Vbens. Seid getrost, ihr täglich ge—
plaͤgten Brüder, die im Dienste ihrer Lebensaufgabe ihre Kraͤfte auf⸗
eiben und recht zu Müh und Arbeit auserfehen scheinen! Der Tag
defsfen Sonne euch aufs Haupt brennt, neiget sich es wird Abend,
ind der Abend ummt eud) euer Joch ab und betlet euch zur Ruhe.
Seid getrost, ihr Kranken und denden, die den Tod herbeiseufzen
und micht finden können! Er kommt, er kommt gewiß; wie ihn der
Valer der Well in die Natur sendet, so wird er ihn euch senden;
barum haltet euch bereit, denn des Winters Anfang, den wissen wir
wohl, aber des Vaters Ruf, den wissen wir nicht, od er am Abend er—
öunl oder um Mitternacht, ob um den Hahnenschrei oder am Morgen.
97. Der Wächter in der Mitternacht.
(J. P. Hebel)
„Loset, was i euch will sage:
„D'Glocke het Zwölfingschlage.“
Wie still isch alles! Wie verborgen isch,
Was Lebe heißt, im Schoß der Mitternacht
f Stroß und Feld! Es töunt kei Menschetritt;
Es fahrt kei Wagen us der Ferni her;
Kei Husthur gahret, und kei Otem schnuuft,
Und il mol e Moͤhnli rüeft im Bach.
tt alles hinterm Umhang iez und schloft;
und db mit lüchtem Fueß und stillem Tritt
E Gast vorüber wandlet, weißi nit.
Doch was i sag, ruuscht nit der Tiich? Er schießt
Im Leerlauf ab am müede Müuhli⸗Rad;
Und näume schlicht der Iltis unterm Dach