214
in abgenutztem Zustande vorfand' auf seine Kosten ließ er unter alle
Konfirmanden neue Bibeln verteilen.
wie erstaunt war aber später der heimgekehrte Lehrer, als er in
die Zchulstube trat und einen neuen Globus vorfand, den der Guts¬
herr der Zchule inzwischen geschenkt hatte! Zeit jener Zeit wird in der
Bornstedter Zchule die Geographie nicht mehr am Gummiball erlernt.
Karl st. Krüger.
188. Kindermund.
Der Lehrer sprach von „Unserm Fritz“
und lobte dessen Herz und Witz.
„Er ist ein gar leutseliger Held;
seinesgleichen lebt nicht auf der Welt!
Nun, Jungens, sagt mir, ob ihr auch wißt,
warum unser Kronprinz leutselig ist?“
Die ganze Klasse saß blöde und faul,
und jeder hielt verblüfft das Maul.
Ein kleiner Knirps trat endlich vor
und hielt den Finger keck empor.
„Du, Karlchen? Brav! So sag’ es dreist,
warum er der Leutselige heißt!“
„Weil schon die Leute,“ sprach das Kind,
„wenn sie ihn sehen, selig sind.“
Gerhard von Amyntor.
189. Cerne leiden, ohne zu klagen!
Der alte Kaiser Wilhelm I. war gestorben. Zein Zahn, der Kron¬
prinz Friedrich Wilhelm, wurde in der Negierung unter dem Namen
Kaiser Friedrich III. sein Nachfolger. Gr war aber schon sehr schwer
krank. Mit großer Geduld ertrug er sein Leiden, ohne zu klagen. Linen
schönen Trost fand Kaiser Friedrich in nachfolgendem Liede, das Ernst
von willich, ein dreizehnjähriger Knabe, auf seinem Sterbebette ge¬
dichtet hatte:
Trost.
1. wenn der Herr ein Kreuze schickt,
laßt es uns geduldig tragen!
Betend zu ihm aufgeblickt,
wird den Trost er nicht versagen.
Drum es komme, wie es will,
in dem Herren bin ich still.
2. Ist auch oftmals unser herz
schwach und will wohl gar verzagen,
wenn es in dem stärksten Zchmerz
keinen Tag der Freud’ sieht tagen,
sagt ihm, komm’ es, wie es will:
In dem Herren bin ich still.