Full text: Lesebuch für die mittlere und obere Stufe (Teil 3, [Schülerband])

33. Friedrich Wilhelm III. 
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und ungebeugt hielt sich Kolberg, von Schills Husaren und dem Bürger 
Nettelbeck (iehe Mittelstufe), dann von dem Major Gneisenau ver— 
teidigt, bis zum Abschluß des Waffenstillstands. 
8. Teurer Friede. Der 
Friede zu Tilsit (1807) kostete dem 
Könige die Hälfte seines Reiches. Es 
blieben ihm nur Pommern, Schle— 
sien, Brandenburg östlich von der 
Elbe, Ostpreußen und ein kleines 
Stück von Westpreußen. 90 Millio— 
nen Mark Kriegssteuern hatte das 
ausgesogene Land aufzubringen. Bis 
das Geld gezahlt war, mußten fran⸗ 
zösische Heere von dem preußischen 
Burger und Bauer erhalten werden. 
Um jsedoch die Kränkung für den König 
vollstͤndig zu machen, ließ Napoleon 
in der Friedensurkunde ausdrücklich be⸗ 
merken, daß er ihm nur „aus Achtung 
für den Kaiser Alexander von Ruß— 
land“ einen Teil der eroberten Län⸗ 
Echu der zurückgebe. 
4. Friedrich Vilhelm III. als Landesvater. Friedrich Wilhelm III. 
hatte eine hohe, königliche Gestalt, ein edles Antlitz voll Ernst und Milde, 
inen festen und klaren Blick. Seit den Tagen des öffentlichen Unglücks 
und besonders seit dem Tode seiner Luise lag ein Zug der Wehmut in 
seinen Mienen. Wenn er im schlichten, blauen Oberrock und in einfacher 
Landwehrmütze ohne Begleitung unter den Einwohnern Potsdams gemütlich 
uf und ab ging, würdevoll und sichern Schrittes, sah man in ihm trotz 
aller Einfachheit den König. Seine stille, gemütliche, geregelte und mäßige 
Scbensweise erhieli ihn bei kräftiger Gesundheit bis in das späte Alter. 
Seine Tafel, sein Wohnhaus waren die eines wohlhabenden Privatmannes. 
Bei seiner Rückkehr nach Berlin 1809 wünschte man, er möchte des Abends 
im Theater erscheinen, weil das Volk seinen geliebten König gern sehen wollte. 
Er aber erwiderte: „Mein erster Gang in Berlin ist in die Kirche. Gott 
die Ehre und den Dank!“ So dankbar wie gegen Gott war er auch gegen 
aͤlle die, welche ihm jemals Liebe erwiesen hatten. 
Im Vertrauen auf Gott unternahm es Friedrich Wilhelm schon mitten 
in der Zeit der größten Drangsale, heilsame Verbesserungen in seinem Staate 
durchzuführen. Der Bauernstand war damals noch erbunterthänig, d. h. der 
Bauer war nicht selber Besiher von Grund und Boden, sondern hatte ihn 
nur zum Nießbrauch und mußte dem Gutsherrn dafür schwere Frohndienste 
und Abgaben leisten. Diese Erbunterthänigkeit hob der König auf und ver— 
Abnele die Wlosung der persönlichen Dienste und der Abgaben an die 
Gulsherrschaft. So wurden die Landleute freie Eigentümer ihrer Acker. 
Die Stadigemeinden erhielten das Recht, den Magistrat aus ihrer Mitte zu 
wählen, Sladwerordneten-Versammlungen zu bilden und ihr Vermögen und 
alle städtischen Angelegenheiten selbst zu verwalten. 
In Kriegs-Angelegenheiten half dem Könige der treffliche General 
Scharnhorst. Von ihm ging der Rat aus, daß jeder preußische Mann, 
denn er inen gesunden und starken Körper habe, im Heere dienen solle. Man
	        
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