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74. Legende vom Huseisen.
J. W. v. Goethe.
Als noch verkannt und sehr gering
unser Herr auf der Erde ging
und viele Jünger sich zu ihm fanden,
die sehr selten sein Wort verstanden,
liebt' er sich gar über die Maßen,
seinen Hof zu halten auf der Straßen,
weil unter des Himmels Angesicht
man immer besser und freier spricht.
Er ließ sie da die höchsten Lehren
aus seinem heil'gen Munde hören;
besonders durch Gleichnis und Exempel
macht' er einen jeden Markt zum Tempel.
So schlendert' er in Geistes Ruh'
mit ihnen einst einem Städtchen zu,
sah etwas blinken auf der Straß',
das ein zerbrochen Hufeisen was.
Er sagte zu Sankt Peter drauf:
„Heb doch einmal das Eisen auf!“
Sankt Peter war nicht aufgeräumt.
Er hatte soeben im Gehen geträumt
so was vom Regiment der Welt,
was einem jeden wohlgefällt;
denn im Korf hat das keine Schranken.
Das waren so seine liebsten Gedanken.
Run war der Fund ihm viel zu klein,
hätte müssen Kron' und Zepter sein;
aber wie soul' er seinen Rücken
nach einem halben Hufeisen bücken!
Er also sich zur Seite kehrt
und thut, als hätt' er's nicht gehört.
Der Herr nach seiner Langmut drauf
hebt selber das Hufeisen auf
und thut auch weiter nicht dergleichen.
Als sie nun bald die Stadt erreichen,
geht er vor eines Schmiedes Thür,
immt von dem Mann drei Pfennig dafür.