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Ein Kelchglas ward zum Los mit Fug
dem freud'gen Stamm von Edenhall;
wir schlürfen gern in vollem Zug,
wir läuten gern mit lautem Schall.
Stoßt an mit dem Glücke von Edenhall!“
Erst klingt es milde, tief und voll
gleich dem Gesang der Nachtigall,
dann wie des Waldstroms laut Geroll;
zuletzt erdröhnt wie Donnerhall
das herrliche Glück von Edenhall.
„Zum Horte nimmt ein kühn Geschlecht
sich den zerbrechlichen Krystall;
es dauert länger schon als recht.
Stoßt an! Mit diesem kräft'gen Prall
versuch' ich das Glück von Edenhall.“
Und als das Trinkglas gellend springt,
springt das Gewölb' mit jähem Knall,
und aus dem Riß die Flamme dringt.
Die Gäste sind zerstoben all'
mit dem brechenden Glücke von Edenhall.
Einstürmt der Feind mit Brand und Mord,
der in der Nacht erstieg den Wall;
vom Schwerte fällt der junge Lord,
hält in der Hand noch den Krystall,
das zersprungene Glück von Edenhall.
Am Morgen irrt der Schenk allein,
der Greis, in der zerstörten Hall';
er sucht des Herrn verbrannt Gebein,
er sucht im grausen Trümmerfall
die Scherben des Glücks von Edenhall.
„Die Steinwand“, spricht er, „springt zu Stück;
die hohe Säule muß zu Fall.
Glas ist der Erde Stolz und Glück;
in Splitter fällt der Erdenball
einst aleich dem Glücke von Edenhall“