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Frage vor, ob er sich von ihr scheiden lassen könne, worauf sie sagten,
das könne er wohl, sie wollten es ihm aber nicht geraten haben; sie
sähen es für gut an, daß er seine Gemahlin auf ein Schloß setze und
einschließe bis an ihren Tod.
Um dem Zorne ihres Gemahles zu entgehen, beschloß die Kurfürstin,
aus Berlin zu entfliehen. Sie wandte sich deshalb an ihren Oheim, den
Kurfürsten Johann den Beständigen von Sachsen, und bat ihn um
Aufnahme in sein Land. Johann sagte ihr diese zu, und sie traf
alle Vorbereitungen zur Flucht. Eines Abends verabschiedete sie sich
von ihrem Hofstaate, wie sie es gewöhnlich that, wenn sie sich zur
Ruhe begeben wollte. Sie verließ aber, begleitet von einem treuen
Edelmanne und einigen Fräulein, heimlich das Schloß, ohne daß
die Wächter ihrer gewahr wurden, ließ sich von ihrem Begleiter durch
einen Wassergraben tragen und bestieg einen Leiterwagen, auf dem
sie in der Richtung gegen das Kurfürstentum Sachsen davonfuhr. Allein
die Flucht ging nicht ohne beängstigende Hindernisse von statten.
Besonders bedenklich wurde das Gelingen, als sich ein Rad schadhaft
erwies. Die fromme Frau fiel auf die Kniee und bat Gott flehentlich
um Hilfe. Sie nahm darauf ihren Schleier und ihr Busentuch und
ließ damit das Rad befestigen. Die Fahrt ging nun glücklich weiter,
und die Flüchtigen gelangten über die sächsische Grenze. Kurfürst
Johann nahm Elisabeth freundlich auf und wies ihr das Schloß
Lichtenburg bei Prettin als Wohnsitz an. Dort lebte sie im Verkehre
mit den Reformatoren bis zum Tode ihres Gemahles, der keine Schritte
that, sie wiederzuerlangen.
Joachim beharrte im katholischen Glauben bis an sein Ende; er
nötigle sogar seinen Söhnen die schriftliche Erklärung ab, daß sie des
Vaters Grundsätze auch als die ihrigen anerkennen und für immer
darin bleiben wollten. Vor dem Landtage mußten die beiden Prinzen
dies erklären und eine Urkunde darüber unterschreiben. Ein Jahr
darauf starb Joachim.
Vor seinem Tode hatte er, wiewohl es gegen das Hausgesetz war,
die Marken unter seine beiden Söhne geteilt, falls diese nicht gemeinsam
regieren wollten. Sie zogen die Teilung vor. Joachim I. bekam
die Altmark, die Priegnitz, die Mittelmark und die Uckermark mit der
Kurwürde, Johann die Neumark, das Land Sternberg, das Fürstentum
Krossen, die Herrschaften Kottbus und Peitz.
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