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231. Andreas Hoser.
(1810.)
J. Mosen.
Zu Mantua in Banden der treue Hofer war;
in Mantua zum Tode führt' ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz,
mit ihm das Land Tirol.
Die Hände auf dem Rücken, Andreas Hofer ging
mit ruhig festen Schritten; ihm schien der Tod gering,
der Tod, den er so manches Mal vom Iselberg geschickt ins Thal
im heil'gen Land Tirol.
Doch als aus Kerkergittern im festen Mantua
die treuen Waffenbrüder die Händ' er strecken sah,
da rief er aus: „Gott sei mit euch, mit dem verratnen deutschen Reich
und mit dem Land Tiroll“
Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor,
als nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Thor.
Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei,
der Mann vom Land Tirol.
Dort soll er niederknieen. Er sprach: „Das thu' ich nit!
Will sterben, wie ich stehe, will sterben, wie ich stritt,
so wie ich steh' auf dieser Schanz. Es leb' mein guter Kaiser Franz,
mit ihm sein Land Tiroll!“
Und von der Hand die Binde nimmt ihm der Korporal;
Andreas Hofer betet allhier zum letzten Mal.
Dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht! Gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr schlecht!
Ade, mein Land Tiroll“
232. Auf den Tod der Königin Luise.
(19. Juli 1810)
M. v. Schenkendorf.
Rose, schöne Königsrose,
hat auch dich der Sturm getroffen?
Gilt kein Beten mehr, kein Hoffen
bei dem schreckenvollen Lose?
Seid ihr, hochgeweihte Glieder,
schon dem düstern Reich verfallen?
Haupt, um das die Locken wallen,
sinkest du zum Schlummer nieder?
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