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waren stolz darauf, ihre Söhne und Angehörigen im heiligen Kampfe
zu wissen. Viele überschätzten ihre Kräfte, mußten zurückgewiesen werden
und trauerten, nicht mitstreiten zu können. Selbst die Stumpfsinnigsten
und Furchtsamsten wurden hingerissen. Nicht minder zeigte sich das
weibliche Geschlecht der großen Sache würdig. Von der Zeitströmung
ergriffen, kämpften sogar einzelne Jungfrauen als Soldaten im
Befreiungskriege mit. Die Namen einer Prochaska, einer Charlotte
Krüger sind unter verschiedenen Beispielen die bekanntesten. Die sich
zu solchem Außersten nicht entschließen mochten, wirkten mit Aufbietung
aller ihrer Kräfte arbeitend für die Sache des Vaterlandes. Jeder
Ort wurde zur kriegerischen Werkstatt, das ganze Land zum Kriegs—
lager. Was die freien Staaten des Altertumes, was Rom und Sparta
an Vaterlandsliebe aufzuweisen hatten, es übertrifft nicht das erhabene
Gefühl, das Preußen jetzt durchglühte. Die Flammen dieser Begeisterung
stiegen höher und höher auf zu einer Riesenlohe, daß ganz Europa
sich daran erwärmte. Nicht anders, als wenn von jedem Hügel
Alarm geblasen, der Generalmarsch auf den Straßen geschlagen würde,
auf den Bergen die Feuerzeichen gebrannt hätten, rafften sich alle auf
und griffen zu den Waffen. Immer von neuem klang der laute Ruf
durchs Land: „Das Vaterland ist in Gefahr!“
Daß in Preußen jeder nur irgend kampffähige Mann mit Begeisterung
zu den Waffen griff, war nur die eine Seite der großen Leistung. Die
andere, eben so große war, daß alle willig Hab' und Gut opferten,
um so große Heeresmassen auszurüsten und zu ernähren, und daß
alles Thun und Treiben nur auf diesen großen Zweck gerichtet war.
„Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden“, hatte
der König gesagt. Der Staat war arm und konnte nichts geben.
Deshalb trug das Land zunächst freiwillig die Naturalverpflegung
aller Truppen. Es stellte ohne Bezahlung die vielen tausend Pferde
für die Artillerie, die Reiterei und die Gepäckwagen. Es rüstete zwei—
undfünfzig Reservebataillone aus; es errichtete drei neue Reiterregimenter.
Es bildete endlich die Landwehr ganz auf eigene Kosten. Dies alles
mußte durch Ausschreibungen geregelt werden; allein einesteils
wurde die Leistung dadurch etwas verspätet, andernteils waren ganze
Gegenden so in Not geraten, daß sie beim besten Willen nichts zu geben
vermochten. Um schnell und nachdrücklich zu helfen, waren Beiträge
von vaterlandsliebenden Bürgern daher höchst wünschenswert.
Es muß zur Ehre des Volkes gesagt werden, daß der Drang
zum Geben gleichen Schritt hielt mit der Freudigkeit, persönlich in den
Berlinisches Lesebuch. Oberstufe I.
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