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deutsche Wort in Asien erklang in ihren Ohren wie ein Harfenton, — und als er hörte:
„Deutsche genug!“ und von jedem erfragte, woher er sei er wäre mit Mecklenburgern
und Kursachsen auch zufrieden gewesen , aber einer sagte: „Von Mannheim am Rhein—
strom!“ — als wenn der Schneiber nicht vor ihm gewußt hätte, wo Mannheim liegt —;
der andre sagte: „Von Bruchsal;“ der dritte: „Von Heidelberg;“ der bierte: „Von
Gochsheim,“ da zog es wie ein warmes, auflösendes Tauwetter durch den ganzen Schneider
hindurch. „Und ich bin von Bretten,“ sagte das herrliche Gemut, „Franz Anton Eget—
maier aus Bretten,“ wie Joseph in Agypten zu den Söhnen Ifraels sagte „Ich bin Joseph,
euer Bruder“ — und die Tränen der Freude, der Wehmut und der heiligen Heimat⸗
liebe traten allen in die Augen, und es war schwer zu sagen, ob sie einen freudigeren
Fund an dem Schneider machten oder der Schneider an seinen Landsleuten, und welcher
Teil am gerührteften war. Jetzt führte der gute Mensch seine leuern Landsleute im
Triumph in seine Wohnung und bewirtete sie mit einem erquicklichen Mahle, wie es in
der Geschwindigkeit aufzutreiben war Jetzt eilte er zum Statthalter und bat ihn um
die Gnade, daß er seine Landsleute behalten dürfe. „Anton,“ sagte der Statthalter,
„wann hab' ich Euch etwas abgeschlagen?“ Jetzt lief er in der Sladl herum und suchte
für diejenigen, die in seinem Hause nicht Plaß hatten, die besten Quarliere aus Jetzt
musterte er die Gäste einen nach dem andern. „Herr Landsmann sagte er zu einem,
zmit Euerm Weißzeug sieht es windig aus; ich werde noch für ein halb Dutzend neue
Hemden sorgen.“ „Ihr braucht auch ein neues Röcklein,“ sagte er zu einem andern,
„Eures kann noch gewendet und ausgebessert werden,“ zu einem dritten, und so zu allen.
Und augenblicklich wurde zugeschnitten, und alle sechsundzwanzig Gesellen arbeiteten Tag
und Nacht an Kleidungsstuͤcken für seine werten, rheinländischen Freunde In wenig
Tagen waren alle neu oͤder anständig ausstaffiert.
Ein guter Mensch, auch wenn er in Not ist, mißbraucht niemals fremde Gutmütig⸗
keit. Deswegen sagten zu ihm die Rheinländer: „Herr Landsmann, verrechnet Euch
nicht, ein Kriegsgefangener bringt keine Münze mit; daher wissen wir auch nicht, wie
wir Euch für Eure großen Auslagen werden schadlos halten können und wann.“ —
Darauf erwiderte der Schneider „Ich finde hinlängliche Entschädignng in dem Gefühl,
euch helfen zu können. Benußt alles, was ich habe; seht mein Haus und meinen Gancn
als das Eurige an!“
Jetzt führte er sie freudig wie ein Kind in der Stadt bei seinen Freunden umher
und machte Staat mit ihnen.
Hier ist nicht Raum genug, alles Gute zu rühmen, was er seinen Freunden erwies.
So sehr sie zufrieden waren, so wenig war er es; jeden Tag fand er neue Mittel, ihnen
den unangenehmen Zustand der Kriegsgefangenschaft zu erleichtern und das fremde Leben
in Asien angenehm zu machen. War in der lieben Heimat ein hohes Geburts-⸗ oder
Namensfest: es wurde am nämlichen Tage von den Treuen auch in Asien mit Gastmahl,
mit Vivat und Freudenfeier gehalten, nur etwas früher, weil dort die Uhren anders
gehen. Kam eine frohe Nachricht von dem Vonrucken und den Siegen der Verbündelen
in Deutschland an: der Schneider war der erste, der sie wußte und seinen Kindern
er nannte sie nur noch seine Kinder — mit Freudentränen zubrachte, darum weil sich
ihre Erlösung nahte. Als einmal Geld zur Unterstützung der Gefaͤngenen aus dem
Vaterlande ankam, war ihre erste Sorge, ihrem Wohltäter feine Auslagen zu vergüten.
„Kinder,“ sagte er, „verbiltert mir meine Freude nicht!“ — „Vater Egetmaier,“ sagten
sie, „tut unserm Hetzen nicht wehel Also machte er ihnen zum Anschein eine Mine
Rechnung, nur um sie nicht zu betrüben und um das Geld wieber zu ihrem Vergnügen
anzuwenden, bis die letzte Kobeke aus den Händen war.
Das Geld hätte zu einem andern Gebrauche aufgehoben werden sollen; aber man
kann nicht an alles denken. Denn als endlich die Stunde der Erlösung schlug, da gesellte
sich zur Freude ohne Maß der bittere Schmerz der Trennung, und zum bittern Schmerze
die Not; denn es fehlle an allem, was zur Notdurft und Vorsorge auf eine so lange
Reise in den Schrecknissen des russischen Winters und einer unwirtbaren Gegend nötig
war, und ob auch auf den Mann, so lange sie durch Rußland zu reisen hatten, täglich
dreizehn Kreuzer verabreicht wurden, so reichte doch das wenige nirgend hin. Darum
ging in diesen Tagen der Schneider — sonst so frohen, leichten Mutes — slill und nach⸗
denklich umher als einer, der elwas im Sinne hat, und war wenig mehr zu Hause.
„Es geht ihm recht zu Herzen!“ sagten die Herren Rheinländer und merklen nichts; aber
auf einmal kam er mit großen Freudenschritten, ja mil verklärtem Antlitz zurück: „Kinder,
es ist Rat! Geld genugl!“ — Was wars die⸗ gute Seele hatte für zweitausend
Rubel das Haus verkauft. „Ich will schon eine Unterkunft finden, sagte er; „wenn
nur ihr ohne Leid und Mangel nach Deutfchland kommn HOu heiliges lebendig ge⸗