Full text: Lesebuch für die Oberstufe der evangelischen Volksschulen des Herzogtums Oldenburg

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eigene Abteilung für Brückenbau und Eisenfachbauten der Fabrik ange— 
gliedert werden mubten. Unter den ersten gröberen Erzeugnissen waren 
die Schrannenhalle zu München, der Wintergarten für die Münchner 
Residenz, die grobe Einsteighalle für den alten Bahnhof zu Würzburg 
und die Eisenbahnbrücke über die Isar bei Grobhesselohe. Werder 
hatte eine Maschine hergestellt, womit er die Festigteit der zum Brücken- 
bau verwendeten Eisenteile prüfen konnte. Die Maschine bevwährte sich 
so gut, daß sie überall in Gebrauch kam und heute noch ver— 
wendet wird. Uberhaupt: was Werder angriff, das fiel gut aus. Hat 
er doch sogar später ein Militärgewehr konstruiert, das über ein 
Jahrzehnt in der bayerischen Armee gute Dienste geleistet hat und im 
Feldzug gegen Frankreich wohl die beste von allen Infanteriewaffen 
gewesen ist. 
Im Jahre 1854, wo die Arbeiterzanhl schon auf 1500 Mann ange- 
vachsen var, baute die Firma in der kurzen Zeit von 100 Tagen aus 
Eisen und Glas den Industriepalast in München, in dem eine grohe Industrie⸗ 
Ausstellung abgehalten vurde. 
Bei der Eröffnung erhielt Cramer-Klett vom König NMax II. den 
Adel; er hieb also von nun ab Theodor von Cramer-Klett. 
Und nun wuchs das Geschäft von Jahr zu Jahr, immer mehr und 
immer rascher. 1862 entstand in Gustavsburg bei Mainz auch ein Zweig- 
geschãft. Die Firma hatte die mächtige Eisenbahnbrücke über den Rhein 
bei Mainz bauen müssen und die Umständlichkeiten, die die Beschaffung 
des Materials von Franken her mit sich gebracht hätte, gaben die Ver- 
anlassung zur Gründung der Filiale. Trotz der vermehrten Arbeitslast 
und viewohl er die Zügel zur Leitung der beiden Geschäfte nicht aus 
der Hand lieb, fand Herr v. Cramer-Klett Zeit und Kraft ein neues und 
von seinem bisherigen Arbeitsfeld ganz abgelegenes Gebiet unter Arbeit 
zu nehmen; er baute auf eigene Rechnung Eisenbahnen. So sind bei- 
spielsweise durch ihn in Eranken die Bahnstrecken Ansbach-Gunzenhausen 
(erõffnet im Juli 1859), Hochstadt-Stockheim (1861 und 1863) und Hof- 
Asch-Eger (1865) erbaut worden. Schon 1855 1858, ein halbes Jahr⸗ 
hundert fast früher als das Unternehmen endlich zustande kam, plante 
er auch den Bau einer Gürtelbann um den Bodensee. Das Projekt 
scheiterte aber an Eifersuchteleien unter den dortigen Staaten und Stãdten. 
Die gleiche Umsicht und Energie, womit er seinen Fabrikbetrieb gehoben 
hatte, brachten ihm auch als Eisenbahnunternehmer Erfolge und viel 
klingenden Gewinn. Er war zurückhaltend, venn eine Sache gar ezu 
sehr auf der Kippe stand, und wieder wagemutig zur rechten Zeit, und 
s0 kam es, daß dieser vorsichtig spekulative Kopf bald zu den ersten 
Finanzmãännern seiner Zeit gehörte.
	        
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