). Der Lauf der Velt.
Amn Vaum der Menschheit drängt sich Blüt an Blüte,
nach ew'gen Regeln wiegen sie sich drauf;
wenn hier die eine matt und welk verglühte
springt dort die andre voll und prächtig auf.
Ein ewig Kommen und ein ewig Gehen,
und nun und nimmer träger Stillestand!
Wir sehn sie auf-, wir sehn sie niederwehen,
und ihre Lose ruhn in Gottes Hand.
Ferdinand Freiligrath.
1. Bilder aus der alten Geschichte.
335. Assyrer und Babylonier.
Die weite Ebene, die Euphrat And Tigris umfließen, Mesopotamien,
d. h. Zwischenstromland, genannt, ist einsder sruchtbarsten Länder der Erde und
seit den ältesten Zeiten ein Sitz der Kultur. Dort haben die Chaldäer gewohnt, ein
semitisches Volk. Sie verehrten das he Heer“ der Gestirne, und ihr
Hauptgott war Bel oder Baal, die Sonne. Darum beobachteten ihre Priester sorgsam
den Lauf der Sterne und waren wegen ihrer Astrgnomie (Sternkunde) hochberühmt;
sie berechneten schon die Sonnen⸗ und rnen Sie trieben auch Stern—
deuterei (Astrologie), indem sie aus dem sr Gestirne die zukünftigen
Geschicke der Menschen verkündeten. Die Chaldäer haben zuerst unsere Zeit—
einteilung gehabt, also das Jahr in zwölf Monate, die Woche in sieben Tage,
den Tag in vierundzwanzig Stunden und die Stunde in sechzig Minuten geteilt.
Auch die Wissenschaft von den Zahlen und Maßen, die Mathematik, haben sie
zuerst getrieben, und ihre Maße und Gewichte wurden von den andern Völkern
des Morgenlandes übernommen. Wie die Ägypter das Wasser des Nils, so
machten sie sich das ihrer Ströme dienstbar durch Stauwerke und Kanäle; so
ward ihr Land so fruchtbar, daß es schon im grauen Altertum eine große Zahl
von Menschen ernähren konnte, die sich vielerorten in großen Städten zusammen—
drängten; man brauchte ja achtzehn Stunden, um die Hauptstadt Babylon zu
umwandern. Sie waren auch Meister in vielen Gewerben. Aus Ton fertigten
sie feste Ziegelsteine, aus denen sie gewaltige Bauten aufführten. Der Turm
zu Babylon, auf dem oben ein großer Tempel des Bel stand, der zugleich
Sternwarte war, soll 100 m hoch gewesen sein. Sie webten Mäntel und
Teppiche mit herrlich bunten Mustern, und ihre Kaufleute schickten Karawanen
nach Indien, Arabien und Phönizien.