Full text: Lesebuch für die Oberstufe der evangelischen Volksschulen des Herzogtums Oldenburg

ihm glänzte die Locke silberweiß, im Strudel der Wellen gerissen. 
gebleicht von der Fülle der Jahre. Drum, daß dem Lechzenden werde sein Heil 
Süßer Wohllaut schlaft in der Sauen Gold, so will ich das Wässerlein jetzt in Eil' 
der Sänger singt von der Minne Sold, durchwaten mit nackenden Füßen. 
er preiset das Höchste, das Beste, — 
was das Herz sich wünscht, was der Sinn 9. Da setzt ihn der Graf auf sein isnic 
begehrt; —— v ser 
doch sage, was ist des Kaisers n und reicht ihm die prächtigen Zäume, 
an seinem herrlichsten Fene? daß er labe den Kranken, der sein begehrt, 
und die heilige Pflicht nicht versäume. 
5. „Nicht gebieten werd' ich dem Sänger,“ Und er selber auf seines Knappen Tier 
spricht vergnüget noch weiter des Jagens Begier; 
der Herrscher mit lächelndem Munde der andre die Reise vollführet. 
„er steht in des größeren Herren Pflicht, Und am nächsten Morgen, mit dankendem 
er gehorcht der gebietenden Stunde. Blick, 
Wie in den Lüften der Sturmwind saust, da bringt er dem Grafen sein Roß zurück, 
man weiß nicht, von wannen er kommt und beschelden am Zügel geführet. 
braust, * 
ie der Quel aus verborgenen Tiefen, 10. „Nicht wolle das Gott,“ rief mit De— 
so des Sängers Lied aus dem Innern schalll mutsinn 
und wecket der dunkeln Gefühle Gewall, der Graf, „daß zum Streiten und Jagen 
die im Herzen wunderbar schliefen. das Roß ich beschritte fürderhin, 
das meinen Schöpfer getragen! 
b. Und der Sänger rasch in die Saiten fällt Und magst du's nicht haben zu eignem Ge⸗ 
und beginnt, sie mächtig zu schlagen. winnst, 
„Aufs Weldwerk hinaus ruüt ein edler Held, so bleib' es gewidmet dem göttlichen Dienst; 
den flüchtigen Gemsbock zu jagen. denn ich hab es dem ja gegeben, 
Ihm folgte der Knapp mit dem Jäger⸗ von dem ich Ehre und irdisches Gut 
geschoß, zu Lehen trage und Leib und Blut 
und als er auf seinem stattlichen Roß und Seele und Atem und Leben.“ 
in eine Au' kommt geritten, 
ein Glöcklein hört er ertüngen fern, 11. „So mög auch Gott, der allmächtige Hort, 
ein Priester war's mit dem Leib des Herrn; der das Flehen der Schwachen erhbret, 
voran kam der Meßner geschritten. zu Ehren Euch bringen hier und dort, 
so wie Ihr jetzt ihn geehret. 
7. Und der Graf zur Erde sich neiget hin, Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt 
das Haupt in Vemut entblößet durch ritterlich Walten im Schweizerland, 
zu verehren mit gläubigem Christensinn, Euch blühen sechs liebliche Töchter. 
was alle Menschen erlöset. So mögen sie,“ rief er begeistert aus, 
Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld, „sechs Kronen Euch bringen in Euer Haus, 
von des Gießbachs reißenden Fluten ge— und glänzen die spätsten Geschlechler!“ 
schwellt, 
das hemmte der Wanderer Tritlle 12. Und mit sinnendem Haupt saß der 
und beiseit legt jener das Sakrament, n Kaiser da, 
von den Füßen zieht er die Schuhe behend, als dächt' er vergangener Zeiten; 
damit er das Bchlein durschritie jetzt. da er dem Sanger ins Auge sah, 
da ergreift ihn der Worte Bedeuten 
8. „Was schaffft du?“ redet der Graf ihn an, Die Züge des Priesters erkennt er schnell 
der ihn verwundert betrachtet. und verbirgt der Tränen stürzenden Quell 
Herr, ich walle zu einem sterbenden Mann, in des Mantels purpurnen Falten. 
der nach der Himmelskost schmachtet. Und alles blickte den Kaiser an 
Und da ich mich nahe des Baches Steg, und erkannte den Grafen, der das getan, 
da hat ihn der strömende Gießbach hinweg und verehrte das göttliche Walten. 
Schiller. 
71. König Rudolf und seine Krieger. 
1. Ausgebrannt vom Strahl der Sonne, 2. Weit gespalten, aufgerissen 
suszet rings das dürre Land ist der Boden allumher, 
lle Quellen sind vertrocknet wolkenlos der ganze Himmel, 
in dem glühend heißen Sand. still die Luft und heiß und schwer, 
Lechzend liegt die matte Herde und der Wald mit welkem Laube 
auf der schaltenlosen Erde. steht bedeckt mit weißem Staube. 
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