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gelegentlichen Uberschwemmung gewohnt und stehen fest auf ihren
sstarken Wurzeln.
Da kommt eines Abends irgend ein Käfer herangeschwirrt und
ruht sich aus, um ein winziges Körnchen abzuputzen, das ihm draußen
beim Umherkriechen unter die Flügelchen geraten war; er entledigt
sich dessen und fliegt weiter. Und dieser Käfer hat das Schicksal
des Waldes herangetragen; denn das winzige Körnlein ist ein Riese
an sprossender Kraft, und es wird die stolzen Eichen begraben.
Ihm ist wohl in dem Sumpfe, mit Wonne saugt es die Feuchtig
keit ein, dehnt sich und sprengt seine Hülle. Grünliche Zellfãden
vachsen aus ihm hervor, dann feine Würzelchen, die sich im Boden
festsaugen. Allmählich entwickelt sich daraus ein Moosstammchen,
dessen Zellen nichts enthalten als Wasser. Auch die jungen Blätter
sind Wasserbehälter. Das ganze Pflänzchen ist fast nichts anderes
als ein Schwamm voller Hohlräume; es enthält so wenig grünen
Farbstoff, dab es nicht einmal eine gesunde grüne Farbe lat,
Sondern eine graue Färbung, durch die das Grün nur leise schimmert;
es ist ein Torfmoos. Es saugt und wãchst, und wãchst Krãftig.
lmmer neue Spitzchen und Astchen treibt es und dehnt sich kriechend
aus; am unteren Ende stirbt es ab und verfault, aber die Spitzen
vachsen weiter, und schlieblich überwuchert es den ganzen Sumpf.
Sind erst die Lachen und Tümpel mit Torfmoos gefüllt, so tritt eine
neue Eigenschaft des Pflänzchens in Wirkung. Es enthãlt nämlich
0 viel Gerbsäure, daß das Wasser, in dem es lebt, fãulniswidrig
vird; die Pilze, die die Fäãulnis verursachen, können nicht mehr in
ihm leben. Die absterbenden Teile verfaulen infolgedessen nicht
mehr, sondern sammeln sich an; sie bilden eine Unterlage, auf
der das jüngste Geschlecht der Mooszweige weiterwächst. So bildet
sich das Moos zu einem Polster aus, das den ganzen Boden über-
meht, und wie die einzelne Pflanze ein Schwämmchen, s0 ist dieses
Polster ein riesiger Schwamm, der das an ihn gelangende Wasser
festhält und mit diesem weiterwuchert. Mächtig schwillt es heran
und legt sich um die Eichenstamme. sahrzehntelang hält es ihren
ub fortwahrend in sumpfigem Nab gebadet, und die Bãume sterben
schlieblich ab. Lange noch mögen sie mit entblätterten Kronen da⸗
stehen, aber endlich werden sie morsch, und der Wind bringt sie zu
Falle ; stürzend versinken sie in dem Schlamm, der sie vernichtet
hat; er wird ihr Grab und wächst über sie hinweg, bis sie verloren
uncd vergessen sind.
underte von Jahren dauert dieser Vorgang; dann tritt vielleicht
tinmal eine Anderung ein. Das Klima wird auf ein oder einige Jahr-
l.derte trockener der grobe Schwamm hat nicht mehr Wasser