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jede so groß ist wie unsere Erde. Noch mehr! Denken wir uns die Sonne
um ihren Mittelpunkt soweit ausgehshlt, daß nicht nur für die Erde Platz
darin ist, sondern auch für den Mond, und war soviel, daß dieser sich in
seiner Entfernung von 585 000 km frei um die Erde bewegen könnte, so
würde von der Sonne noch eine Hohlkugel übrig bleiben, deren Wand—
dicke nahezu ebenso groß ist, wie der Halbmesser jener Höhle. — Wer
staunt nicht über die gewaltige Größe der Sonne!
Auf dem Monde machten wir die Beobachtung, daß seine Anziehung
sechsmal geringer ist, als die der Erde. Nicht so auf der Sonne; denn
ihre Anziehungskraft ist achtundzwanzigmal größer, als die der Erde. Es
muß demnach ein Körper, der auf der Erde in der ersten Sekunde bekannt—
lich 499 m fällt, auf der Sonne in derselben Zeit 132,2 m fallen, und ein
Mensch, der hier ein Gewicht von 75 kg sein eigen nennt, ist dort gerade
2100 kg schwer; er würde sein eigenes Gewicht nicht ertragen können und
sich selbst erdrücken. Daher dürfen wir unseren Weg nach der Sonne auch
nicht weiter fortsetzen; denn kämen wir ihr nahe genug, so würden wir mit
einer so großen Kraft von ihr angezogen werden und mit einer so un⸗
geheuren Geschwindigkeit auf ihr ankommen, daß wir entweder längst
erstickt sein oder bei unserem Auffallen zerschmettert werden müßten. Und
wie wollten wir uns vor der großen Hitze schützen, die sie ausströmt ?
Unsere Reise ist zu Ende. Mit dem Fluge des Gedankens kehren wir
zu unserer Erde zurück, bescheiden und demütig in der Erkenntnis, wie
winzig doch der Mensch ist gegenüber den großen Werken der Schöpfung,
und doch wiederum froh und stolz in dem Bewußtsein, daß es dem mensch—
lichen Geiste gegeben ist, bis in ungeahnte Fernen hinein den forschenden
Blick zu richten.
Nach Aron Bernstein, Naturw. Volksbücher, B. 18.