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7. So, deutscher Mann, so, freier Mann,
mit Gott dem Herrn zum Rrieg!
Denn Gott allein kann Helfer sein;
von Gott kommt Glück und Sieg.
Ernst Moritz Arndt.
Kirche und Festzeiten.
156. Christnacht.
. Heil ge Nacht! Auf Engelsschwingen
nahst du leise dich Welt,
und die Glocken hör' ich klingen,
und die Fenster sind erhellt.
Selbst die Hütte trieft von Segen,
und der Kindlein froher Dank
jauchzt dem Himmelskind entgegen,
und ihr Stammeln wird Gesang.
2. Mit der süßer Lieder,
mit dem Glanz um Tal und Höh'n,
i Nacht, so kehrst du wieder,
wie die Welt dich einst gesehn —
da die Palmen lauter rauschten,
und, versenkt in Dämmerung,
Erd' und Himmel Worte tauschten,
Worte der Verkündigung —
3. da, mit Purpur übergossen,
aufgetan von Gottes Hand,
alle Himmel sind rlen
glänzend über Meer und Land —
da, den ide zu verkünden,
sich der Engel niederschwang,
auf den Höhen, in den Gruͤnden
die Verheißüng wiederklang
da, der Jungfrau Sohn zu dienen,
Fürsten aus dem Morgenland
in der irn Kreis
Gold und Myrrhen in der Hand —
da mit seligem
ich die Mutter niederbog,
innend aus des Kindes Blicken
nie gefühlte Freude sog.
dihle Nacht! mit tausend Kerzen
gl du feierlich herauf.
O, so in unsern Herzen,
Stern des Lebens, geh uns auf!
Schau, im Himmel und auf Erden
länzt der Liebe en
at soll's noch einmal werden
und die Liebe Konig sein.
Robert Prutz.
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157. Ein Weihnachtsabend.
„Der liebe Gott geht durch den Wald“ — so singt ein altes Lied; aber er be—
gegnet dort nicht jedem. Die Rehe, Hirsche und Häslein sehen ihn vielleicht, fürchten
ihn aber nicht, da er ohne Büchse umhergeht. Der Pecher⸗Lenz, im Walde geboren
und ihn seit vierzig Jahren durchstreifend, ist, wie er meint, dem himmlischen Wald—
gänger noch nicht ein einziges Mal begegnet, wohl aber manchem, den er am liebsten
verwünscht hätte. Und doch, auch der Lenz hat's erfahren: „Der liebe Gott geht
durch den Wald!“
Des Pechers Haus steht tief im Walde. Alles um dasselbe strebt in wilden
Büschen und hohen Stämmen himmelwärts, und auf den Wipfeln hüpft die Lust.
Das Haus aber kriecht auf dem Sande, und in seinen Kammern birgt sich manches
Leid. Bis ins dreißigste Jahr war der Lenz ein armer Pechersbursche gewesen;
dann nahm er sich ein Weib und war nun der arme Pechersmann geheißen.