Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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tiefe Löcher, die fünf bis sechs Fuß von einander entfernt sind. 
Schon nach 14 Tagen erscheinen die jungen Pflanzen oberhalb der 
Erde und wachsen unglaublich schnell. Sie bekommen gelbe, roth¬ 
gestreifte, den Stockrosen ähnliche Blüten, aus denen sich Samen¬ 
kapseln von oer Größe eines Taubeneis entwickeln. Diese sehen 
anfangs grün aus, werden jedoch später braun und springen bei' 
völliger Reise aus. Da quillt die zarte Wolle heraus, die bisher 
zusammengepreßt war; sie muß daher jetzt schleunig gesammelt wer¬ 
den, wenn sie nicht verloren gehen soll/ Das geschieht zehn Monat 
nach der Aussaat. Die Wolle, die im ersten Jahre geerntet wird, 
hält man für die beste. Die stärksten Pflanzen liefern im ersten 
Jahre 2% Pfund reine Wolle, die schwächsten 10 Loth. Von da 
an tragen sie meistens jährlich zweimal. Obwohl sie 20 Jahr alt 
werden, benutzt man sie doch gewöhnlich nicht länger als drei oder 
vier Jahr; dann beginnen nemlich die Stämme schwächer zu werden, 
weshalb man dieselben abhaut und so zur Bildung neuer Tragäste 
zwingt. 
3. Die gewonnene Wolle enthält Samenkörner; von diesen 
und von etwa hineingekommenen Unreinigkeiten wird sie aus Ma¬ 
schinen gesäubert. Sodann wird sie in große Säcke fest eingepackt 
und in 'den Handel gebracht. Jährlich werden gegen vier Millio¬ 
nen Centner nach Europa eingeführt und hier, davon zwei Drittel 
allein in England, zu Garn gesponnen und dann zu Kattun, 
Musselin oder Nesseltuch, Manchester, Strümpfen u. s. w. verar¬ 
beitet. Obgleich das größtentheils mit Hülse von Maschinen ge¬ 
schieht, haben dabei dennoch viele Menschen zu thun. Die Englän¬ 
der führen eine Menge baumwollener Zeuge selbst wieder nach 
dem ursprünglichen Vaterlande der Baumwolle, nach Indien und 
China, aus. Es ist wahrscheinlich, daß eine größere Anzahl Men¬ 
schen durch Vaumwollenzeuge gekleidet ist, als durch irgend einen 
andern Stoff. 
25. Grönland. 
1. Änter den nördlichen Ländern der Erde ist Grönland das¬ 
jenige, welches am weitesten nach Norden zu bewohnt ist. Es ist säst 
doppelt so groß wie Deutschland; seine Einwohnerzahl aber wird nur 
aus 25000 geschätzt. Schon lange vor der Entdeckung Amerikas durch 
Columbus stand es in Verbindung mit Europa; Normänner hatten 
sich dort niedergelassen, und seit dem Anfange des 12. Jahrhunderts 
war ein Bisthum daselbst eingerichtet. Im 14. Jahrhundert aber 
vernichteten Eskimos die Niederlassungen im Westen, und die Ostküste 
war im Lause der Zeit vereiset; daher hörte seit dem 15. Jahrhundert 
alle Verbindung Europas mit Grönland aus. Erst seit dem Anfange 
des vorigen Jahrhunderts, da Hans Egede und darnach auch Msssio- 
nare aus der Gemeinde der Herrnhuter dort das Evangelium predig¬ 
ten, sind von Dänemark aus wieder Niederlassungen an der Westküste 
gegründet.
	        
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