Full text: [3 = Oberstufe, [Schülerband]] (3 = Oberstufe, [Schülerband])

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Von Elbe bis zur Oder Schlachtlärm und Kampf und Blut, 
Zerbrochne Staädtemauern, Dörfer voll Schutt und Glut; 
Verbrechen ohne Strafe, die Unschuld ohne Schutz; 
Denn wer im Bügel sitzet, beut dem Gesetze Trutz. 
Wo finde ich im Reiche den Mann von Herz und Hand, 
Der vom Voerderben rette mein Brandenburger Land?“ 
15 Da schüttelten die Häupter die Fürsten und die Herrn; — 
Wer will die märkschen Wölfe in einen Käfig sperrn? 
Wer will sein Haus erbauen dort zwischen Bruch und Sand? 
Viel besser ist's wir bleiben in unserm schönen Land.“ 
Und aus den Reihen allen vortrat ein einz'ger Mann, 
20 Und aller Augen blickten den einen staunend an; 
Das war von Hohenzollern Herr Burggraf Friederich: — 
Wenn Gott mur Gnade schenket, der, den ihr sucht, bin ich.“ 
Wie stand er vor dem Kaiser stolz in bescheidner Kraft, 
Sein Leib so schlank gewachsen wie einer Lanze Schaft, 
25 Sein Auge blau und leuchtend, ein wandelloser Stern, 
As wie von Gott gezeichnet zum Fürsten und zum Herrn! 
Ihn schmückte nicht der Kurhuͤt und nicht der Hermelin, 
Suin Kleid das war der Panzer, das Schwert umklirrte ihn; 
Doch wie er stand im Kreise der Fürsten hoch und reich, 
30 Sein Haupt wuchs über alle, kein einz'ger war ihm gleich. 
Und staunend sah der Kaiser ihn lange an und sprach: 
Willft du des Lebens Freuden tauschen für Ungemach? 
Wagst du es, einzutreten, ein einz ger für das Recht, 
Wo für das Unrecht streitet ein lobendes Geschlecht? 
85 Willst du dein Leben wagen allstündlich an den Tod, 
Nur um ein Volk zu retten aus seiner tiefen Not?“ — 
Friedrich der Hohenzoller ins Aug' dem Haiser sah, 
Er sprach nicht lange Worte, er sagte nichts als „ja“, 
Und in des Kaisers Rechte die Hand des Zollern lag, 
Und Wort und Handschlag waren wie Bliß und Donnerschlag. 
Da über allen Häuptern wie Adlerrauschen flog's, 
Und aus dem fernen Süden gen Norden brausend zog's, 
Und fern im märk'schen Dorfe ins Knie der Bauer sank: 
„Herr Gott im hohen Himmel, dir sei Lob, Preis und Dank! 
15 Mein Feld hat wieder Ernte und meine Kinder Brot, 
Es kommt der Hohenzoller, ein Ende hat die Not!“ — 
Ernst v. Wildenbruch. 
1. „Was will du, Fernando, so trüb! 2. Und eh' noch dem Ritter das Wort 
und bleich? entflohn, 
Du bringst mir traurige Märl“ Da drängte die Menge sich nach; [schon 
Ach, edler Feldherr, bereitet euch! Da stürmten die Krieger, die wütenden, 
Kicht länger bezähm' ich das Heer; Gleich Wogen ins stille Gemach. Blick, 
Wenn jeht nicht die Küste sich zeigen Verzweiflung im wilden, verlöschenden 
— will, Auf bleichen Gesichtern der Tod: — 
So seid ihr ein Opfer der Wut; „Verräter! wo ist nun dein gleißen⸗ 
Sie fordern laut wie Sturmgebrüll des Glück? 
Des Feldherrn heiliges Blut.““ Jetzt rett uns vom Gipfel der Not!
	        
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