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Ein wackerer Soldat soll sein Vaterland und sein Volk über
alles leben und gern seinen letzten Blutstropfen verspritzen, wenn
das liebe Vaterland in Gefahr steht.
Ein wackerer Soldat soll immer Gott vor Augen haben und
Gottos Gebote tief ins Herz geschrieben tragen, dals aueh keine
Gewalt ihn zwingen könne, wider Gottes Gebote zu thun.
in vackerer soldat soll die Gerechtigkeit und PFreiheit über
alles ĩeben und für diese freudig das Schwert ziehen; denn ein
nderer Krieg gefallt Gott nicht, der einst von jedem Tropfen un-
schuldig vergossenen Blutes Rechenschaft fordern wird.
in vwackerer Soldat soll nicht prunken mit der äussern Ehre,
noch vieh aut Dilelkeit bläahen; sondern die Treue gegen das Vater-
Iãd ol seine Ehre sein und sein stiller Mut seine höchste Zierde.
Ernst Moritz Arndt.
139. Die Kunst, jeden Tag glücklich zu sein.
„Ja, wer die kennte!“ denkst du. Freilich verstehe ich sie auch
nicht ganz, aber etwas davon habe ich doch in Erfahrung gebracht;
probier's einmal, ob's hilft! Also; nimm dir jeden Morgen vor, heute
emand zu erfreuen und, soviel du kannst, glücklich zu machen. Geh
ann an deine Abeit und thu vor allem deine Pflichti Du wirst froh
und heiter dabei sein; denn ein rechtschaffener Gedanke macht froh. Suche
sodann deinen Vorsatz auszuführen, wo sich dir Gelegenheit dazu bietet.
Du wirst nicht lange darauf zu warten haben. Es hraucht nichts Großes
zu sein, was du dem andern schenkst oder bereitest, thu es nur mit
freundlichem Blick und Gedanken, und es wird gut sein.
Doppelt glücklich aber wirst du sein, wenn dein Nebenmensch den
gleichen Vorsaß gefaßt hat wie du, und er sendet dir nun unverhofft
eiwas Freundliches in dein Haus oder Herz.
Das ist die schönste geheime Verbindung der Menschen, wenn jeder
denkt, die kurze Lebenszeit, die er hier neben dem andern zubringt, diesem,
soviel er vermag, mit allem Guten und Schönen auszufüllen.
Und höher steigt diese Liebe, wenn man darauf denkt, etwas zu
thun, das dem Allgemeinen, der Gemeinde, dem Staate, der Nation, der
Menschheit zu gute kommt. Dieser Gedanke giebt jedem Menschen, so
klein und beschruͤnkt auch sein Leben sei, eine innere Würde und Hoheit,
eine Glückseligkeit, die über alle kleinen Plagen, über alle Trennungen
hinaushebt und den Menschen mit sich und mit der Welt einig macht
— durch die Liebe. Berthold Auerbach.
140. Reichtum und Armut.
Es ist schon viel über den Reichtum nachgedacht und geschrieben
worden, und manche denken gewiß wie Hänschen Schlau:
„Es ist doch sonderbar bestellt,“
Sprach Haänschen Schlau zu Vetter Fritzen)
Daß nur die Reichen in der Welt
Das meiste Geld besitzen.“ Cessing.)