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4. Zum dritten Tag: Lehr deinen Dienst mich kennen,
Und wie ich dienen soll mit rechten Sitten!
5. Zum vierten Tag: Du woll'st mich nicht verlassen
In meiner Woch', in meines Tagwerks Mitten!
6. Zum fünften Tag: O donnr' ins Herz mir deine
Gebole, wann sie meinem Sinn entglitten!
7. Zum sechsten Tag: O laß mich freudig fühlen,
Wodurch du mir die Freiheit hast erstritten!
8. Zum siebenten: Die Sonne sinkt am Abend:
O duͤrft' ich mir so hellen Tod erbitten!
9. Preis ihm, der nach den sieben Wochentagen
Verteilet hat des Lebens Lust und Plagen!
10. Preis ihm, der aufgehn über Gut' und Böse
Läßt seiner Lebenssonnen Wohlbehagen!
11. Preis ihm, vor dessen Blick die Monde wechseln
Und seinen Preis in jedem Wechsel sagen!
12. Preis ihm, der seinen Dienst die Erde lehret,
Und der sein Joch die Himmel lässet tragen!
13. Preis ihm! Er thront in Mitte seiner Wonnen
Und hört ein Herz in Mitte seiner Klagen.
14. Preis ihm! Wenn mit dem Donner des Gesetzes
Er sprechen will, so muß der Mensch verzagen.
15. Preis ihm! Er hat mit Armen sanft gesprochen,
Hat frei gemacht, die da gefangen lagen.
16. Preis ihm! Es ist sein Blick die Sonn' am Abend,
Die untergeht, um neu der Welt zu tagen. Friedrich Rückert.
190. Ruhetag.
1. Gott hat den Sabbath dir zum Ruhetag beschieden,
Er öffnet dir sein Herz und schenkt dir seinen Frieden.
2. Er nährt mit seinem Wort die Leuchte deiner Seele,
Daß dir sein heilig Licht am Werkeltag nicht fehle.
3. Er tröstet dich in Leid und heilt verborgne Wunden
Und läßt dein krankes Herz an seiner Brust gesunden.
4. Er läßt in Gnaden dich die Kraft des Himmels schmecken,
Um tief in deiner Brust das Heimweh zu erwecken.
5. Denn mit dem Sabbath soll dir hier die Ahnung kommen
Von ew'gem Ruhetag der aͤuserwähllen Frommen.
Julius Sturm.
191. Gemeinsame Andacht.
1. Legeine Kohle hin, sie glimmt und ist verglommen
Doch helle Gluten sind dir nicht durch sie gekommen
drz nimm der Kohlen viel' und lege sie zuͤsammen,
Und lodernd siehst du bald ein helles Feuer flammen.
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