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194. Kiebe — Glaube — Hoffnung.
1. Mag auch die Liebe weinen: 2. Wag auch der Glaube zagen:
Es kommt ein Tag des Herrn; Ein Tag des Lichtes naht;
Es muß ein Morgenstern Zur Heimat führt sein Pfad,
Nach dunkler Nacht erscheinen! Aus Dämmrung muß es tagen!
3. Mag Hoffnung auch erschrecken,
Mag jauchzen Grab und Tod:
Es muß ein Morgenrot
Die Schlummernden einst wecken! Adolf Krummacher.
195. Der schnellste Reiter.
(Cita mors ruit: schnell kommt der Tod.)
1. Der schnellste Reiter ist der Tod; 3. Er tritt herein in den Prunkpalast,
Er überreitet das Morgenrot, Da wird so blaß der stolze Gast
Des Wetters rasches Blitzen. Und läßt von Wein und Buhle
Sein Roß ist fahl und ungeschirrt, Er tritt zum lust gen Hochzeitsschmaus,
Die Senne schwirrt, der el erklirrt Ein Windstoß löscht die Kerzen aus,
Und muß im Herze sitzen. Bleich lehnt die Braut im Stuhle.
2. Durch Stadt und Dorf, über 4. Dem Schöffen blickt er ins
Berg und Thal Der just das weiße Stäblein bricht,
Im Morgenrot, im Abendstrahl Da sinkt's ihm aus den Händen.
Geht's fort in wildem Jagen; Ein Mägdlein windet Bluͤt' und Klee,
Und wo er floh mit Ungestüm, Er tritt heran, ihr wird so weh: —
Da schallen die Glocken hinter ihm, Wer wird den Strauß vollenden?
Und Grabeslieder klagen.
5. Drum sei nicht stolz, o Menschenkind!
Du bist dem Tod wie Spreu im Wind,
Und magst du Kronen tragen.
Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt,
Und eh' ein Hauch dies Blatt bewegt,
Kann auch die deine schlagen. Emanuel Geibel.
196. Elegie bei dem Grabe meines Vaters.
L. Zett alle, die im Herrn entschliefen! 4. Doch in deiner Überwinderkrone
Selig, Vater, selig bist auch du! Senkst du noch den Vaterblick auf mich,
Engel brachten dir den unn riefen, Betest für mich an Jehovahs Throne,
Und du gingst in Gottes Ruh'; Und Jehovah höret dich.
2. Wandelst über Millionen Sternen, 5. Schwebe, wann der Tropfen Zeit
Siehst die Handvoll Staub, die Erde, verrinnet,
nicht. Den mir Gott aus seiner Urne gab,
Schwebst im Wink durch lausend Sonnen⸗ Schwebe, wann mein Todeskampf be—⸗
fernen, ginnet,
Schauest Gottes Angesicht; Auf mein Sterbebett herab:
3. Siehst das Buch der Welten auf- 6. Daß mir deine Palme Kühlung wehe,
geschlagen, Kühlung, wie von Lebensbäumen träuft;
Trinkest durstig aus dem Lebensquell; Daß n sonder Graun die Thäler sehe
Nächte, voll von Labyrinthen, tagen, Wo die Auferstehung reift;
Und dein Blick wird himmelhell.